Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

41 eifrigen Simon Hollensteiner als Sachwalter der Gemeinde berufen und kündete den Leu- ten an, dass sie aus allerhöchster Gnade der Kaiserin einen Seelsorger bekommen wer- den. Die Freude dieses Menschen und der ganzen Gemeinde über die gebrachte Verhei- ßung war unbeschreiblich." Am folgenden Tag versammelte er die Männer der Gemeinde und fragte sie, ob der Hollensteiner einige Bewerbungen um einen eigenen Geistlichen eigenmächtig getan habe. Alle sagten einstimmig, er habe alles im Namen und mit Ein- verständnis der Gemeinde getan. Wittola fragte, ob ihnen bekannt, dass Hollensteiner ein Aufhetzer, ein Müßiggeher, ein Störer sei, welcher sich in alle Händel der Nachbar- schaft einmische und seine eigene Wirtschaft vernachlässige, so dass er dem Verderben nahe sei? Einstimmig war die Antwort, dass dergleichen Gerüchte nur von den Herren herkämen, weil sie ihm feind seien, dass er so eifrig sei und die Sache nach Linz und Wien gebracht habe, übrigens sei er ein Mann, welcher seinen Nächsten in einen: jeden Handel mit Rat und Tat gern an die Hand gehe, aber auch ein so emsiger Wirt, dass sich seine Felder von andern unterscheiden, so dass die Männer sich nicht enthalten können es an- zumerken, dass ihn Gott seit eben der Zeit merklich segne, seit welcher er um ihr Seelen- heil sich so redlich verwende. Wittola fragte sie auch aus, ob wirklich Hollensteiner eigen- mächtig den Kreuzpartikel zum Küssen darreichen wollte und eigenmächtig in der Kirche drei Vaterunser gebetet habe für den Kaiser? Wittola hörte „nur befriedigende Antwor- ten". Dagegen kann er nicht genug schmähen über den Abt von Schlägl und seinen Geiz und die geringe Aufrichtigkeit. Der Dechant von Altenfelden spiele mit dem Prälaten un- ter einer Decke, denunziere den Hollensteiner an den Kardinal als einen beständigen Auf- wiegler in der Gegend, als einen Bauernadvokaten, Müßiggeher, Trotzkopf, der, seitdem in Öpping Gottesdienst gehalten werde, nach Rohrbach in die Pfarrkirche gehe; der Kar- dinal sei von Schmeichlern umgeben und alle hülfen zusammen. Weiters fährt Wittola los über die geistlichen und weltlichen Herren zu Linz, an die sich der Prälat von Schlägl ge- wendet, als er gesehen, dass der schlichte Bauer Hollensteiner bei der Kaiserin und des Kaisers Majestät mehr Erbarmung als bei ihnen gefunden habe. Die Prälaten seien bei den Landesregierungen, welche vom Thron entfernt sind, allvermögend. Unter den: 14. Jänner 1780 bekam Hollensteiner von der Kaiserin Maria Theresia 14 Tage in opere dominicali in Eisen zudekretiert. Das eine Beispiel sollte zeigen, welche Schwierigkeiten und Verwirrungen unter den damaligen Zeitverhältnissen die Pfarregulierung mit sich brachte, besonders für die Stifte. 7 7 Ruhe gab der Bauernführer keine. Die Schuleinrichtung zu Öpping gab neuen Anlass, Hollensteiner brachte wieder eigenmächtig einen Präzeptor nach Öpping, er rief noch im Jahr 1782 die Hilfe des längst aus Oberösterreich entferntenWittola an, der mit Eybel als Visitator nach Öpping deputiert werden sollte. Endlich stellte Simon Hollensteiner seine Ersatzansprüche. Eybel hatte in einem über die Pfarreinteilung erstatteten Bericht beantragt, demHollensteiner die Kosten zu ersetzen, die er verwendet hatte, umeinen Schulmann zuÖpping einzuführen. Die Hofkanzlei erklärt sich in einemVortrag vom9.März 1782 dagegen: „Der Mensch ist ein Enthusiast undmit keinem Recht kannman den Dritten zur Zahlung besten verhalten, was ein solcher Mann weder von amtswegen noch sonst geheißen etwan verzehrt oder ausgelegt hat." Kaiser Josef aber entschied: „derweil ist demwohlverdienstlichen Bauern Hollensteiner nach Einraten des

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