Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

520 gegenwärtig, nach Innsbruck schickt), aber auch Stifte anderer Kronländer ihre Kle- riker entsenden. Die Theologie wird dort gelehrt von 6 Chorherren des Stiftes St. Florian (darunter 1 Supplent), 1 Kremsmünsterer Benediktiner, Schlägler Prä- monstratenser. Zu den Semestralprüfungen wird ein bischöflicher Kommissär abgeordnet. Mit Verordnung des Ministeriums für Kultus und Unterricht dd. 30. Juni 1850 erhielten die Statthalter den Auftrag den Bischöfen mitzuteilen, die Regierung Sr. Majestät erwarte, daß die Ordinarien theologische Lehranstalten nach den Be- schlüssen der bischöflichen Versammlung vom Jahr 1849 einrichten und leiten werden. Infolge dessen schied die theologische Fakultät aus dem k. k. Linzer Ly- zeum aus, das nach dem Wiener Frieden, bzw. der Abtretung des Innviertels und eines Teiles des Hausruckviertels an Frankreich (1810) bereits die juridische und früher schon nach der Vereinigung Salzburgs mit Österreich die medizinisch-chi- rurgische Anstalt verloren hatte (1808), und wurde bischöfliche Diözesanlehran- stalt, seit 1853 untergebracht im Priesterseminar, das Bischof Gall 1806 in Linz, Harrachstraße 7, eröffnet hatte. Von Stiftsgeistlichen lehrten an dieser nur noch der Florianer Chorherr Dr. Jo- sef Reiter, seit 1834 Professor der Kirchengeschichte und des Kirchenrechts (t 1876). Den (auf Bischof Gall's Anregung eingeführten) jährlichen Beitrag zahlen die Stifte noch immer an den Religionsfond, gegenwärtig 1008 Kronen. 1894 wurde an der theologischen Lehranstalt eine 7. Professur (für thomisti- sche Philosophie) geschaffen und auf diese die Fundamentaltheologie übertragen. Ereignisreicher und verwickelter gestaltete sich die im Josefinischen Kloster- sturm aufgewühlte Prinzipienfrage über Unterricht der Knaben (speziell zu den an die Bedingung einer klassischen Vorbildung gebundenen Berufsarten) durch Geist- liche und dazumal kamen hiefür nur Ordensgeistliche in Betracht. Am Gymnasium zu Linz wirkten von 1807 ab nur Geistliche der oberösterrei- chischen Stifte mit Ausnahme Kremsmünsters, das sein eigenes Gymnasium zu versehen hatte. Die Stifte dotierten und benannten die Professoren. Die Oberlei- tung hatte der jeweilige Propst von St. Florian, der auch die Gymnasien zu Krems- münster und Salzburg zu visitieren hatte. Die Lehramtskandidaten mussten am Linzer Gymnasium ihre mündliche und schriftliche Lehrbefähigungsprüfung able- gen; die Elaborate wurden mit dem Gutachten des Linzer Lehrkörpers und des Di- rektors durch die Landesregierung an die k. k. Studienhofkommission vorgelegt, diese gab definitiv die Bestätigung. 1848 erfolgte die Einführung von Fachlehrern statt der bisherigen Klassenleh- rer, außerdem die Auflösung des Verbandes der drei Gymnasien; der Propst musste die Oberleitung niederlegen, der Lehrkörper an jedem Gymnasium wurde unter einen eigenen Direktor gestellt. 1849 wurden die zwei philosophischen Jahrgange des Lyzeums mit dem Gym- nasium vereint so, dass sie mit den 2 Humanitätsklassen das Obergymnasium bil- deten. Damit kamen zu den 8 geistlichen Gymnasialprofessoren (Präfekt Straffer,

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