Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

512 Alle aufgehobenen Stifte (abgesehen vom Dominikanerinnenkloster Windhag) sind in ihren Gebäuden erhalten geblieben — nur Waldhausen wurde ruiniert. Von dem einst als Wunderwerk der Baukunst gepriesenen Stift standen nur noch verhältnismäßig armselige Reste, ehemalige Ökonomiegebäude. Am 29. Dezember 1854 wurden auch diese und eine Anzahl von kleinen Realitä- ten (ein Holzstadel, das Hühnerstöckl beimMeierhof, der Getreidekasten in Sarming- stein) durch den Religionsfond für das Domkapitel zur Versteigerung gebracht. Das „Schlossgebäude" mit 7 Joch 909 Kl. Grund (Bauarea, Äckern, Wiesen, Gär- ten, Hutweiden) erstand um 4045 fl. K. M. der Domdechant Kirchsteiger (Kaufvertrag dd. 7. Juli 1855 und Nachtragserklärung dd. 28. Dezember 1855). Dieser überließ die Realität um denselben Preis mit Kaufvertrag vom 22. Februar 1857 an den Linzer Bürger Gottlieb Weinberger. Weinberger verkaufte das Schloss mit Gründen an 10 Kontrahenten aus der dortigen Gegend (1874). 1876 erwarb die Schulgemeinde „Schlossberg Waldhausen" den Trakt rechts vom turmgekrönten Ein- gang, das Gebäude zur linken Seite vom Schlossportal Josef Angel 1893 um rund 8500 fl., nach dessen Tod (1906) es in den Besitz seiner Witwe Ottilie kam. Der Meierhof ist herrschaftlich, auch das Spital mit eigener Stiftung. Der Pfarrhof (außerhalb des Schlossgebäudes) kennzeichnet sich durch seine Bauart als ein ehemaliges Stiftsgebäude (Taverne?). Der Zugang zur Kirche durch das Schlossportal über den Kirchenplatz muss offen belassen werden. Der lange, leidige Streit um Pfarrgottesdienst und Pfarrkirche ist gegenwärtig da- hin erledigt, dass der pfarrliche Gottesdienst vormittags und nachmittags einerseits, der Frühgottesdienst anderseits an Sonn- und Feiertagen abwechselnd in der „Schlosskirche" und in der Marktkirche gehalten werden, die Funeralien alle in die- ser, Trauungen und Taufen in der einen oder andern je nach der Nähe der Lage für die Leute. An Wochentagen wird in jeder Kirche eine heilige Messe gelesen. In Baumgartenberg waren nur einige Kanzleien der Güterverwaltung, sodann die Pfarrwohnung und Schule (im Gasttrakt) untergebracht. Der Konventtrakt war durch die Übersetzung der Strafanstalt nach Linz 1811 frei geworden. 1820 wurde beschlossen diesen leerstehenden Teil des Gebäudes zu versteigern. Als Ausrufpreis wurde der Materialwert genommen: 2848 fl. K. M. Zweimal blieb die Lizitation erfolglos. Bei der dritten Lizitation wurde der Ausrufpreis um 20 % gemindert, aber nur ein Höchstgebot von 1200 fl. K.M. erzielt. Dieses wurde bei der vierten Lizitation zu- grunde gelegt und dabei ein Meistgebot von 1645 fl. seitens des Verwalters der Herr- schaft Mollenberg in Niederösterreich Simon Ebster erzielt. Kurz nach der Lizitation bot der Bräumeister zu Baumgartenberg Georg Narnleitner 1850 fl. K. M. Es wurde eine fünfte Lizitation angeordnet: Ersteher wurde am 30. Mai 1826 Simon Ebster um 2711 fl. Am 21. Mai 1852 verkaufte der Religionsfond die ihm noch gehörenden Gebäude zu Baumgartenberg mit den anliegenden Gründen an den Erzherzog Maximilian von Este, vertreten durch den P. Anton Schwitzer S. J., Rektor des bischöflichen Knaben- seminars auf dem Freinberg bei Linz, um 17.200 fl. K. M.

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