Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

26 über die Pfarre Altenburg aber verblieb bei der Herrschaft Windhag. Auch die Pfarre Rechberg wurde selbständig gemacht, die bis dorthin eine Filiale von Pierbach war; das Präsentations- und Vogteirecht und die Lehensherrlichkeit dar- über gehörte gleichfalls zur Herrschaft Windhag. Als Pfarrvikar wurde nach Rechberg stets ein Priester aus dem Kloster Münzbach dem Bischof von Passau präsentiert und von diesem für drei Jahre angestellt. Enzlmiller hatte noch zu Lebzeiten seiner ersten Gemahlin, also vor 1659, inMünzbach ein Spital für sechs Männer und sechs Frauen zu Ehren der hl. Barbara errichtet und gestif- tet besonders zu Gunsten seiner Untertanen und Dienstleute und deren Nachkommen. Endlich hatte er sich durch Abmachung mit dem Kloster Baumgartenberg die Vogteirechte über die zu diesem Kloster gehörige Pfarre Pergkirchen gesichert. Die Werke des Windhagers erhielten ihre festere Ausgestaltung und neue großar- tige Werke ihre Entstehung durch sein Testament. Kraft dieses kam an das Frauenstift zu Windhag die Herrschaft Windhag samt dem Markt Münzbach und dem Spital zu Münzbach, alle Patronats- und Vogteirechte über die (erwähnten) Pfarren und die Schlosskapelle Windhag mitsamt dem Kapellenschatz und der Gruft, das Portiunkulakirchlein, die Apotheke, insbesondere das Präsentati- onsrecht der Alumnen auf die Schulstiftung zu Münzbach und das neu zu errichtende Alumnat oder Seminar in Wien, alles und jedes, was an Immobilibus und Mobilibus zu Windhag sich fand, und worüber nicht anderwärts im Testament verfügt wurde. Die jeweilige Priorin hatte die Ausübung und Verwaltung der Rechte. Die Bibliothek wurde 1678 nach Wien gebracht und 1682 in einem dem Stadttor zu gelegenen Teil des Dominikanerklosters aufgestellt und dem öffentlichen Gebrauch übergeben. Sie zählte 20.000 Bände; den Grundstock bildet die Bibliothek des Helm- hart Jörger von Steyregg. Unter Kaiser Josef wurde die Windhagische Bibliothek der Universitätsbibliothek zu Wien einverleibt; das Bild des Grafen von Windhag schmückt heute noch das Amtszimmer des Bibliotheksdirektors. Im § 8 des Testamentes bestimmte der Erblasser die Errichtung eines „absonder- lichen Alumnates oder Seminariums studiosorum“ zu Wien, in welchem die Münzba- cher Zöglinge nach absolvierter Rhetorik „höhere Studien prosequieren, aber auch an- dere qualifizierte Subjekte in studia befürdert werden mögen". Die Präsentation sollte die jeweilige Priorin zu Windhag machen im Einverständnis mit dem Prior und Studi- enpräfekten zu Münzbach. Der Vorzug war zugesichert den von Verwandten oder Ver- schwägerten des Stifters Empfohlenen oder auch geeigneten Kindern der Bedienten, Bürger oder Untertanen des Stifters. Die Zahl der Alumnen sollte eingerichtet werden nach den zeitlichen Vermögensumständen der (überreich bedachten) Stiftung. Die Präsentationwurde an das niederösterreichische Landmarschallgericht inWien ge- leitet; von diesem waren auch die Statuten für die Zöglinge mit Wissen und Einwilligung der Priorin entworfen worden. Die jährliche Rechnung musste ihr mitgeteilt werden. 1682 wurde das Wiener Alumnat mit sechs Zöglingen eröffnet. Ein eigentlicher Stiftbrief wurde jedoch nicht errichtet und ein solcher durch Maria Theresia nachgeholt 1774. In demselben wurden die Vermögenskorpora der Stiftung festgestellt. Die Priorin von Windhag hatte einen Administrator der Stiftung aus den

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