Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

508 Der edlen Eifersucht der Augsburger Maler Rechnung tragend berief Abt Anselm I. aus ihrer Gilde den Johann Heiß, der das Bild der hl. Gertrud malte. Die Wände des Presbyteriums, die Kirchenpfeiler sind behängen mit den kost- barsten Gobelins. Über ihre Provenienz könnte das eingewirkte gräflich Dünne- wald'sche Wappen Andeutung geben. Sicher ist, dass Abt Maurus Gordon „unter der Direktion des berühmten Malers zu Krems, Herrn von Schmid, die schon vorhande- nen gemahlenen Häng-Tapetten frischen und für die Advent- und Fastenzeit ganz neue sehr paffend blau und weiß auf starke Leinwand mahlen" ließ. Die Ausbesserung der Schäden in den Gobelins ist 1906 der Restaurierschule Bach in Wien übertragen worden, die ihre kunstfertigen Stickerinnen während der Sommermonate an Ort und Stelle bei der Pfarrkirche arbeiten lässt. Bischof Doppel- bauer spendet für die Zeit der Restaurierung jährlich 500 K, für die weiteren Kosten soll der 1906 durch das eifervolle Bemühen des Pfarrers Sigl gegründete „St. Bert- hold-Verein" aufkommen, der sich zur Aufgabe gestellt hat der Garstner Kirche „als einem der bedeutendsten Barockbauwerke Österreichs eine kunstgerechte Fort- dauer zu sichern". Das Andenken des hl. Berthold, des ersten Abtes von Garsten, dessen Gebeine im Kirchenschiff an der Epistelseite beigesetzt sind (so wie die des Stifters Ottokar und seiner Gattin Elisa auf der Evangelienseite), ist neu belebt worden durch Bischof Doppelbauer, der seit 1903 alljährlich das Bertholdsfest in Garsten auf das Feier- lichste, besonders mit einer großartigen Prozession begehen lässt. 70 Noch erübrigt die Geschichte der dem Domkapitel überlassenen Klostergüter zu vollenden. Kaiser Franz bestätigte die Realdotation neuerdings am 12. August 1814 und be- willigte über Ansuchen des Kapitels mit Entschließung vom 5. Juni 1815, dass eine förmliche Stiftungsurkunde ausgestellt werde. Diese wurde gegeben dd. Wien 26. September 1816, ausgefertigt 29. Dezember 1817: Das Domkapitel soll für ewige Zeiten in dem ruhigen und ungestörten Genuss der dermaligen Realdotation verbleiben, und zwar der Herrschaften Baumgartenberg mit jährlichen 6771 fl. 23 kr. 1 ₰ , Waldhausen mit 3589 fl. 20 kr. 2 ₰ , Windhag mit 2596 fl. 40 kr. und der Realitäten von Münzbach mit 698 fl. 56 kr. 1 ₰ , zusammen mit 13.656 fl. 20 kr. Davon erhalten 2 Dignitäre je 1200 fl., 4 Kanoniker je 1000 fl., 1 Dignitär wird mit seiner Kongrua an die Einkünfte der Stadtpfarre gewiesen. Von der Kapiteldotation werden besoldet 4 Chorvikare mit je 300 fl.; auch ist dem jeweiligen Stadtpfarrer in Linz ein Kaplanbeitrag abzureichen mit 200 fl. Für die Administrationskosten werden 200 fl. bewilligt. Es kommen demnach an den Religi- onsfond jährlich 5656 fl. 20 kr. abzuführen. Ein Industrialnutzen wird unter alle 7 Domherren gleichmäßig verteilt, sowie sie auch alle einen jeweiligen Verlust tragen 70 In Lambach wurden die Gebeine des von den Josefinern noch im Grab verfolgten hl. Adalbero im Jahr 1884 gehoben und auf dem hl. Geistaltar an der Epistelseite beigesetzt. Die imposante jährliche Adalberofeier in Lambach (seit 1884) wurde das Vorbild für die Bertholdifeier in Gars- ten. Nach dem Proprium Officiorum in usum Dioeceseos Linciensis wird das Fest des hl. Adalbero am 6. Oktober, das des hl. Berthold am 27. Juli gefeiert.

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