Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

504 In das Stiftsgebäude kam 1856 eine Weiberstrafanstalt (von Garsten herüberge- bracht). Frauen vom guten Hirten übernahmen die Wartung der Gefangenen. Im selben Jahr wurde in Suben ein Hospiz der Franziskaner errichtet, welche die Seel- sorge an der Strafanstalt und in der Pfarre übernahmen. 1865 wurde Suben Männerstrafanstalt, die Frauen vom guten Hirten zogen nach Baumgartenberg. Die Strafanstalt hat einen Belegraum für 330 bis 340 Mann. Die Prälatur ist gegen- wärtig Anstaltsspital. Eine eigene Kapelle hat das Haus nicht, die Sträflinge wohnen an Sonn- und Feiertagen abwechselnd dem Früh- und Spätgottesdienst bei in einem abge- sonderten Raumder (ehemaligen Stifts-)Pfarrkirche. Die frühere Pfarrkirche ist jetzt Arzt- wohnung, auch derMeierhof mit den Gründen imPrivatbesitz. Der ehemalige Klostergar- ten ist zum Teil der Seelsorgegeistlichkeit und der Beamtenschaft überlassen. Der Pfar- rhoftrakt, die Einfahrt, die Kanzleigebäude und Magazine sind bei Bestimmung des Ge- bäudes zur Strafanstalt zugebaut worden. Es wurde erwähnt, dass nach Suben die Weiberstrafanstalt von Garsten verlegt wurde. Die Strafanstalt war nämlich 1811 von Baumgartenbergwieder nach Linz und von dort 1851 nachGarsten versetzt worden; siewar fürMänner undWeiber bestimmt; Klos- terfrauen vom guten Hirten hatten Wirtschaft und Pflege. Seit 1856 ist Garsten Strafan- stalt nur für Männer. Die Erwerbung des ehemaligen Stiftes durch das Justizärar gibt einen Einblick in den Wirrwarr, der über das herrliche Gebäude nach Auflösung des Klosters gekommen war. ImBesitz des Religionsfonds befanden sich noch der Saaltrakt, das Bräuhaus mit Hof, der Schupfen, Holzlage und Gartenhaus, dazu die von der Pfarrgeistlichkeit bewohnten Lokalitäten im Konventtrakt; diese Gebäude nebst Wiesen-, Garten-, Weg- und Lager- platz-Parzellen überließ der Religionsfond gegen Abschreibung von 25.000 fl. K. M. von seiner Schuld an das Ärar. Den Anteil der Eheleute Peter und AnnaMaier im1. Stock des Konventtraktes erwarb das Ärar mit Kaufkontrakt vom 3. September 1849 und Nachtragsstipulation vom 13. März 1850 um 3000 fl. K. M., den des Eigenberger um 3000 fl. Den Stiftstrakt oder die sogenannte Winterprälatur, sodann vom mittleren oder Haupttrakt oder Gaststock den Bodendorfer'schen Anteil im 1. Stockwerk, den Pimmin- gerischen Anteil zu ebener Erde und den Voigt'schen Trakt (2. Stockwerk) verkaufte Bi- schof Gregorius Thomas Ziegler am 12. März 1850 um 8000 fl. dem Ärar . 69 Den Neu- hausertrakt erwarb das Ärar um1000 fl. Im1. Stockwerk blieb noch zu erwerben der Hol- zingertrakt; in dessen Besitz war Barbara Bruckner (die noch in der Volksüberlieferung als „Traktwaberl" bezeichnet wird) gelangt; sie vermietete zwei Zimmer für die Schule, die zur Klosterzeit im (jetzigen) Beamtentrakt (Offizintrakt nach P. Koch?) untergebracht war; 3 Monate nach dem Tod der Bruckner ( ∆ 19. Oktober 1845) ging vertragsmäßig deren 69 Den mittleren Trakt hatte am 2. Juli 1792 Karl Döller um 650 fl. gekauft; daraus entstand der Bodendorfer'sche Anteil, der Holzinger Anteil und zu ebener Erde der Döllertrakt; letzterer wurde nach Döllers Tod 1793 geteilt in den Pimmingerischen lvom Bischof 1843 erworben) und in den Neuhausertrakt; der erstere war rechts vom Einfahrtstor, der letztere links zwischen Ein- fahrtstor und Abteitrakt gelegen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2