Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

503 Der alte Schwibbogen, durch den einstens der Haupteingang sich öffnete, geradeaus über den großen Hof zur Kirche, nach links zur Prälatur, ist gefallen; heutzutage steht die Volksschule an der Stelle der Abschlussmauer dieser Einfahrt. Die Prälatur, gegen den Kir- chenplatz heraus gelegen, war das Absteigquartier des Bischofs, ist heute die Herrschafts- wohnung. Mit den anstoßenden Trakten umschließt sie einen Hof; diese Trakte sind jetzt Ökonomiegebäude, zu ebener Erde find darin das k. k. Bezirksgericht und das Steueramt untergebracht; früher dienten sie vorzugsweise als Getreidekasten. Das Konventgebäude hat, wie aus Planskizzen geschlossen werden kann, ziemlich starke Umänderungen erfahren. Das rechts von der Einfahrt gelegene an die Kirche an- schließende Neugebäude hat einem Privathaus Platz gemacht, der alte Friedhof an der Seite der Kirche oberhalb des Neubaus ist in einen Park verwandelt. Zum Pfarrhof wurde das Hofrichterhaus genommen. Für das der Herrschaft Mondsee „inkorporiert" gewesene „Amt St. Wolfgang" wurde 1811/12 eine eigene landtäfliche Einlage eröffnet und der Religionsfond an den Besitz ge- schrieben. 1834 ging es um das Meistgebot von 33.000 fl. K. M. über an Christoph Her- mann Schindler von Rottenhaag, Präsidenten des k. k. obderennsischen Stadt- und Land- rechts, doch blieb das Patronatsrecht beimReligionsfond. Die Erben Schindlers verkauften die Herrschaft 1840 um 44.000 fl. K. M. an den Adolf Grohmann, k. k. priv. Großhändler in Wien. Dieser schenkte 1848 das Besitztum seinem Sohn Reinhold Adolf Grohmann. 1866 kaufte es Julius Graf Falkenhayn um 85.000 fl. (und dazu Bilder, Gerätschaften, Schiffe etc. etc. um 5000 fl.), 1878 erwarb es Johann Setzer, im selben Jahr noch Elvira Freiin von Malowetz, geb. Gräfin Stomm, 1884 Dr. Matthäus Zach, 1891 Agnes und Karl Freiherr von Stralendorff, 1895 Louis Ortlieb und Otto Maubach, seit 1901 ist letzterer im Alleinbesitz. Engelszell ging von der Fürstin Helene Wrede durch Kaufkontrakt über an Julius Graf von Falkenhayn (5. Dezember 1864), von diesem durch Kauf (1. September 1868) auf Ro- bert Graf von Pachta, 1896 an seine Tochter Gabriele Gräfin von Pachta. Die Herrschaft Viechtenstein kam 1887 an den Sohn des Grafen Robert Pachta, Alfons, nach dessen Tod an seine Witwe Agnes und an seinen Sohn Manfred. Im ehemaligen Stiftsgebäude bewohnt die Herrschaft die Prälatur. Im Konventtrakt befinden sich Gastzimmer und die Wohnung des Försters. Die einstige Bibliothek bildet einen Teil der Pfarrerwohnung. Außerdemwohnen im „Schloss" noch der Bräumeister der ehemaligen Stiftsbrauerei und der herrschaftliche Gärtner; Meierhof samt Bräuhaus sind verpachtet. Von den früher zum Stift gehörigen Häusern ist das „Langhaus" gegenwärtig Armenhaus des Marktes Engelhartszell. Das k. k. Bezirksgerichtsgebäude wird als ehema- liger Pfarrhof bezeichnet (Dellazia'sches Haus?) Der Klostergarten gehört zur Herrschaft. Die Schulewar bis 1828 im Stiftsgebäude untergebracht, jetzt ist sie in der Nähe der Markt- kirche. Von der Herrschaft Suben verkaufte Fürst Karl Theodor Wrede 15. Februar 1855 das Stiftsgebäude samt Nebengebäuden, Hofräumen und mehreren Gartenparzellen, 2 Joch 782 Kl. mit Einschluss der Bauarea an den k. k. Strafhausfond um 12.000 fl.; weiters das „freie" Amtmannhaus samt Grundstücken, freie Grundstücke von Lindetholz, Bernleiten- spitz, Herrenholz, Asbergholz, Damberg etc. Der Rest der Grundstücke wurde am 29. Mai 1872 versteigert.

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