Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

25 zu. Neben dem alten Schloss ließ er ein neues aufführen, ein wahres Wunderwerk. Mit der Herrlichkeit seiner nächsten Umgebung, die durch entzückende Gartenan- lagen mit zehn Teichen und Wasserwerken belebt war, wetteiferte die Schönheit des Baues, der Glanz der inneren Ausschmückung, die Kostbarkeit der reichen Sammlun- gen von auserlesenen Kunstwerken, Seltenheiten des Naturreiches; 20.000 Gold- und Silbermünzen in 600 Laden ließen nur noch höher erstrahlen den Wert des Juwels von Windhag, der Bibliothek. Reich ausgestattet war die Rüstkammer. Außer der Schlosskapelle war dem Grafen von Windhag ein besonderes Kleinod sein Portiunkulakirchlein; 1654 hatte er auf einer Reise nach Rom in Assisi den Ent- schluss gefasst mit einer Nachbildung des Portiunkulakirchleins seinen Herrschaftssitz zu schmücken. Ein bauverständiger Kapuziner wurde eigens von Venedig nach Assisi geschickt zur Aufnahme der Vermessungen und der Pläne und dieser führte den Bau zu Windhag durch. Der Stifter hatte für dieses Kirchlein vom Papst für dreimal im Jahr einen vollkommenen Ablass erhalten: auf das Fest des hl. Franziskus, des hl. Antonius und auf den Portiunkulatag. Doch wurde die Feier für immer auf den folgenden Sonn- tag verlegt. An diesen drei Festsonntagen hielten die Franziskaner von Grein den Got- tesdienst, die Dominikaner von Münzbach die Predigt und hörten Beichte (nach An- ordnung des Stifters); außer Geschenken erhielten sie eine reichliche Mahlzeit mit 8— 10 Speisen und Wein. Doch Windhag sollte nicht bloß ein glänzender Edelsitz, sondern auch eine geistli- che Burg werden und der Mittelpunkt des geistlichen Lebens für den weiten Umfang seines Gebietes und noch viel weiter darüber hinaus. Das alte Schloss bestimmte der Windhager zu einem Kloster, in dem seine Tochter, sein einziges Kind, Priorin werden sollte. Diese war 1647 im Dominikanerinnenkloster zu Tulln (gestiftet von Rudolf von Habsburg nach seinem Sieg über Ottokar) eingekleidet worden und hatte die feierli- chen Gelübde 1650 abgelegt. Zunächst sorgte Enzlmiller dafür, dass Kirche und Pfarre zu Münzbach dem neu zu gründendem Dominikanerkloster inkorporiert wurden, so dass der jeweilige Prior von Münzbach auch Pfarrer war, jedoch die Vogtei und die anderen weltlichen Rechte bei der Herrschaft Windhag verblieben. Im Jahr 1664 wurde der Grundstein zur neuen Pfarr- und Klosterkirche und zum Dominikanerkloster in Münzbach gelegt. Am 24. Dezember 1667 zog des Windhagers Tochter M. Magdalena ins alte Schloss und nunmehrige Kloster Windhag ein, begleitet von drei Chorfrauen und einer Laischwester, von ihrem Beichtvater P. Vinzenz Hauser und Hiacynth Marian, Lektor der heiligen Schrift; jener wurde erster Prior zu Münzbach, dieser übernahm die Ord- nung der Bibliothek und verfasste die Topographia Windhagiana. Im Jahre 1669 war das Dominikanerkloster zu Münzbach vollendet und den Patres wurde die Studienanstalt übergeben auf Grund eines Zessionsbriefes des Grafen von Windhag. Außer der Pfarre Münzbach hatten die Dominikaner noch zu versehen die Pfarre Altenburg, zu welcher Windhag gehörte; zu diesem Zweck wurde dem Kloster Münz- bach auch die bei Windhag bestehende Schlosskaplanstiftung per 2000 fl. übertragen. Der Schlosskaplan versah früher die Pfarre Altenburg. Das Patronats- und Vogteirecht

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