Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

500 geschrieben waren, wurde zur Einsicht vom Reichsarchiv erbeten 1812 (1870 zurückgestellt). Aus der Bibliothek wurden zwei Werke für die königliche Hof- und Zentral- bibliothek in Empfang genommen (2. November 1815). Die Realitäten wurden weiter verpachtet. Das Stiftsgebände verwahrloste. Das Stift Ranshofen wurde am 26. Oktober 1811 durch eine königlich bay- rische Kommission vollständig aufgelöst. Die Kapitulare bekamen 600 fl. (spä- ter 700 fl.) Pension. Der Exchorherr Pankraz Hauser blieb als Pfarrer in Ransh- ofen; von Grund und Boden erhielt er nur eine Wiese, 7 Tagwerk groß, als Pfarr- hof das Hofrichterhaus. Er starb als Ehrendomherr und Dechant zu Ranshofen 21. Mai 1831. Als letzter von den Stiftsgeistlichen starb der Pensionist Andreas Neumayr am 27. Mai 1862, 80 Jahre alt. Bei der ehemaligen Pfarrkirche Ranshofen (abgebrochen 1799 aus Anlass des Braunauer Festungsbaues) bestanden 46 Jahrtage, bei der Filialkirche Ha- selbach 52 gestiftete (Wochen-)Messen, bei der Stiftskirche 1732 Anniversa- rien, darunter 7 feierliche mit Vigil. Die Fundationen waren dem Stiftsvermö- gen einverleibt. Alle diese Messen, eine „etwa" ausgenommen, wurden als ver- fallen erklärt, unterdrückt. Die Stiftsgebäude mit Ausnahme von Kirche, Pfarrhof und Schule mit eini- gen Grundstücken und Realitäten erstand am 17. August 1812 als Meistbieten- der um 54.550 fl. Graf Frohberg-Montjoie, königlich bayrischer Kämmerer, Leibadjutant etc. Seine Erben verkauften unter dem 1. April 1839 das Gut um 53.856 fl. 16 kr. K. M. W. W. an den Freiherrn Dr. Friedrich Ludwig Bernhard, Herrn der vormals reichsunmittelbaren Herrschaften Erolzheim und Edelbeu- ern in Schwaben, Hofrat und vortragenden Rat im Staatsministerium des In- nern, Professor des Staats- und germanischen Rechtes an der Ludwig-Maximi- lians-Universität zu München. Dieser verkaufte das Gut mit Vertrag dd. Augs- burg 6. Dezember 1848 und Braunau 29. Jänner 1849 an seine Mutter Johanna Elisabeth Bernhard um 130.000 fl. R. W. Von ihr erwarb es mit Kaufvertrag dd. Braunau 5. August 1851 Ferdinand Wertheimer um 95.000 fl. bayrische Reichs- währung; gegenwärtig sind Besitzer seine Söhne Philipp und Julius Werthei- mer. In Bayern war über die Mendikanten 1802 die Aufhebung verhängt worden. Die Kapuziner wurden in einige noch belassene Klöster konzentriert, um dort abzusterben. Nachdem nun Schärding am 12. September 1810 zu Bayern gekommen war, wurden die Schärdinger Kapuziner in das Zentralkloster zu Altötting abgescho- ben: 4 Priester, darunter 3 mit 80 und noch mehr Jahren, und 3 Laienbrüder. Die Abreise geschah am Dreifaltigkeitssonntag um 2 Uhr morgens in 2 Kut- schen; P. Lucinian wurde zu Schiff (stromaufwärts von Schärding bis Ötting!) transportiert, weil er das Fahren nicht mehr vertragen konnte; vor der Abreise

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