Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

494 Glück sich als ein Säkularstift vor Maßregeln immunisiert, denen alle anderen Stifte im Land ob der Enns sich fügen mussten — durch eine Entschließung des klosterfreundlichen Kaisers Franz ward es plötzlich unvermutet vernichtet. Im Frieden zu Preßburg 26. Dezember 1805 nach dem 3. Koalitionskrieg kam der österreichische Breisgau an das Großherzogtum Baden. Mit Entschließung des Großherzogs Karl Friedrich 1806 wurde die Benediktinerabtei St. Blasien wie alle übrigen Stifte im Breisgau als mit den Einrichtungen des souveränen Groß- herzogtums unvereinbarlich definitiv aufgelöst. Die Mönche wollten sich in Ös- terreich niederlassen, weil sie da ihre Kapitalien anliegen hatten. Ihr Landsmann, der Staatsrat Fechtig, der früher Beamter im Stift St. Blasien war, bereiste die Klöster tut Land ob der Enns, um ein geeignetes für sie ausfin- dig zu machen. Eine sehr beklagenswerte Torheit des Prälaten von Spital lenkte zur kriti- schen Zeit die unliebsamste Aufmerksamkeit auf das Stift und soll den unmittel- baren Anlass zur Aufhebung gegeben haben. Ein Kapitular war sehr schwer er- krankt, er wurde völlig irre. Die Medikamente fruchteten nichts. Da ließ der Propst durch einen Medikaster einen letzten Heilversuch wagen: der Kranke wurde ans Bett gefesselt, so dass er sich nicht rühren konnte, die schärfsten, hitzigsten Medikamente wurden ihm eingegeben, das Zimmer überheizt, der Ge- peinigte schrie nach Wasser; es wurde ihm aber keines gegeben: darin bestand eben die wohlgemeinte Kur des Doktor Eisenbart; sie hatte Erfolg — die Erlösung des armen Kranken durch den qualvollsten Tod (März 1807). Die Sache wurde nach Linz an die Regierung gebracht, die Leiche exhumiert und die unselige Be- handlung als Todesursache angenommen. Die Hofstelle wurde in Kenntnis ge- setzt. Am 11. August 1807 erschien gänzlich unerwartet eine Aufhebungskommis- sion im Stift Spital: Kaiser Franz hatte beschlossen den Benediktinern von St. Blasien die Lehranstalten in Klagenfurt und Salzburg zu übergeben und sie mit dem Kollegiatstift Spital am Pyhrn zu dotieren, womit noch das Benediktinerstift Michaelbeuern oder das Chorherrenstift Hegelwerth im Salzburgischen vereint werden sollte. Dem Propst zu Spital will der Kaiser ein erledigtes Linzer Kanoni- kat, einstweilen aber eine Pension von jährlich 2000 fl. verleihen. Die auf den Stiftspfarreien befindlichen Stiftsindividuen von Spital am Pyhrn sollten noch allda verbleiben, jedoch Bedacht genommen werden sie sowie ihre im Stift be- findlichen zur Seelsorge noch geeigneten Mitbrüder anderwärts unterzubringen; indessen wurden jedem der letzteren 400 fl. Pension, dem Dechant 500 fl. aus dem kärntnerischen Studienfond verwilligt (Baden 26. Juli 1807). An der Spitze der Aufhebungskommission stand der Regierungsrat und geist- liche Referent Johann Friedrich Bertgen; Mitglieder waren Kreishauptmann Ja- koba, Petermandl und Aktuar Fyllinger. Von Seiten des Ordinariats intervenierte Domherr Franz Ertl, als Übernehmer P. Trudpert Neugart, Profess des Stiftes St. Blasien und vormaliger Propst zu Krotzingen. Vom Stift Spital waren anwesend der Prälat Lichtenauer und acht Kapitulare;

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2