Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
493 Kirchensilber und Ornate waren noch vorhanden im Schätzungswert von 3500 fl. 35 kr. Die Neuwahl wurde gestattet am 3. Dezember 1803, am 11. Jänner 1804 als Prälat gewählt P. Marian Obauer. Das Stiftshaus in Linz ging durch Verkauf (Hofkameraldekret vom 16. Novem- ber 1802) an das a. h. Kameralärar über. Es wurde und blieb Sitz staatlicher Ämter, bis es abgebrochen wurde bei Errichtung eines weitausgedehnten Staatsgymnasi- ums. Nach dessen Eröffnung (5. Mai 1873) ging das alte Jesuitenseminargebäude, in welchem das Gymnasium seit 1807, zuletzt die unteren 4 Klassen und die Di- rektion untergebracht waren, in Privatbesitz über („Volkskredit"-Institut); die Stadt Linz zahlte bis Mai 1873 jährlich 300 fl. K.M., weil sie infolge der Verwen- dung des Exjesuitenkollegiums zur Kaserne der Beitragskosten zum Bau einer sol- chen enthoben worden war. In das neue Staatsgymnasium wurde auch das Museum physicum aus dem ehemaligen Baumgartenberger Haus übertragen. Für die Belassung der Studien- bibliothek zahlt gegenwärtig der Studienfond dem Religionsfond jährlich 344 K. Die Zinsen für Gewölbe und Wohnungen bezieht das Stift Kremsmünster, das ei- nen Skriptor an der Bibliothek besoldet und zu Nachschaffungen 2400 K vom Staat erhält. Eybel war an der Grenze seines Lebens angelangt. Mit Hofdekret vom 6. Juni 1805 war ihm ein dreimonatlicher Urlaub zum Kurgebrauch in Baden bewilligt worden. Am 30. Juni starb er, 65 Jahre alt, an Gangräne in Linz, Obere Vorstadt Nr. 128. Er soll als „Betbruder" geendet haben. Wer kann das böse Wort behaupten? Die Leute werden ihn beten gesehen haben, ins Herz sahen sie ihm nicht. Eybels Nachfolger bei der Regierung wurde der frühere bischöfliche Sekretär Domscholaster Johann Friedrich Bertgen. Schon am 1. Juni 1805 hatte er (wie je- der in allerhöchsten Diensten stehende Beamte) den Revers ausgestellt, dass er keiner geheimen Verbindung angehöre. Am 18. Juni 1807 starb Bischof Galt im 60. Lebensjahr. Die Diözese wird dem Gründer des Priesterseminars immerwährenden Dank schulden. Mondsee wurde aus der bischöflichen Dotation ausgeschieden und dem zum Bischof von Linz ernannten Domherrn zu Gurk und Generalvikar zu Klagenfurt Sigismund Graf von Hohenwart nur noch Gleink und Garsten zur Dotation ange- wiesen (19. Jänner 1809). Die Präkonisierung Hohenwarts erfolgte erst am 17. Dezember 1814, die Kon- sekration am 11., die Inthronisation am 15. Mai 1815. 106. Aufhebung des Stiftes Spital. Einmal bekam Eybels Nachfolger, Bertgen, traurige Gelegenheit sich in der verhängnisvollen Amtsgröße eines Klosteraufhebungskommissärs zu präsentie- ren — im Kollegiatstift Spital. Aus dem Josefinischen Klostersturm hatte es sich trotz der heftigsten Angriffe der Regierung gerettet, sogar mit erstaunlichem
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