Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

492 Die Landesregierung erörtert des Weiteren: Von den Professen Mondsees ist gar nicht angesucht worden, sondern nur von den über die Aufhebung betrübten Bürgern und Bauern; nun gibt es kein Stift in Oberösterreich, gegen welches von Bürgern und Bauern so viele Prozesse wie gegen dieses geführt wurden, selbst die Geistlichen des Stiftes sind mit Beschwerden über Eigennützigkeit und Ver- schwendung ihrer Prälaten erschienen. Die Angabe der Bittsteller, dass die erste Triebfeder ihres Ansuchens die Augsburger Zeitung geworden, ist ein Beweis, dass sogar Bauern sich um ausländische Zeitungen bewerben; es wäre sehr vor- teilhaft, wenn dem Landvolk das Lesen dieser Zeitungen verschafft würde; sie sollten sich aus der Abweisung ihrer Bitte überzeugen, dass solche Zeitungsnach- richten nur sehr wenig Glauben verdienen. Erledigung: „Von Wiederherstellung des Stiftes Mondsee hat es abzukom- men. Franz." Mitgeteilt der obderennsischen Regierung dd. Wien 12. Juni 1804. Am 9. September 1802 starb der Propst Grundner zu Spital. An Barschaft und Vorschussgeldern fanden sich 39.293 fl. 56 kr. 2 ₰ ; an Ak- tivkapitalien 271.066 fl. 37 kr.; an Preziosen und Silber 1619 fl.; an liegenden Gütern 359.212 fl. 31 kr.; an Naturalvorräten 1679 fl. 55 kr.; an Wein 4029 fl. 45 kr.; an Ausständen 50.778 fl. 46 kr.; an Vieh und Fahrnissen 2719 fl. 37 kr.; Ein- richtung, Wäsche etc. 4485 fl. 3 kr.; an Kirchengerätschaften 7920 fl. 45 kr.; die Summe des Aktivstandes betrug 742.805 fl. 55 kr. 2 ₰ , die der Passiven 157.443 fl. 39 kr. 3 ₰ . Bibliothek und Archiv waren wohlgeordnet. Die in Steiermark liegenden Eisenwerke, nämlich das Berg-, Schmelz- und Hammerwerk Liezen und das Hammerwerk Gulling samt Fahrnissen waren mit Bewilligung dd. 21. April 1802 um 94.000 fl. an das Stift Admont verkauft wor- den. Die Wahl eines neuen Prälaten wurde dd. Wien 9. Jänner 1803 bewilligt mit dem Auftrag: von dem ehemaligen Lehens- und Patronatsverhältnis dieses Stif- tes gegen das Hochstift Bamberg ist ganz zu präjudizieren. Gewählt wurde Mat- thäus Lichtenauer. Am 29. Juli 1803 starb der Prälat von Schlierbach Konstantin Frischauf, 80 Jahre alt, 30 Jahre 9 Monate war er Abt gewesen. Die Regierung hat in ihrem Bericht hierüber kein Wort der Anerkennung für den ergebensten Mitarbeiter Eybels; sie erwähnt, dass der Verstorbene infolge seines hohen Alters und seiner Kränklichkeit nicht mehr so sehr alles selbst habe betreiben können; wenn nun ein belebterer eintreten werde, werde die Subsistenz dieses Stiftes sicher sein. So das Referat Eybels. An Bargeld waren 9017 fl. 57 kr., an Aktivkapitalien 111.565 fl. 49 kr. vorhan- den. Das Gesamtvermögen betrug 348.441 fl. 34 kr. 1 ₰ , die Passiven 143.015 fl. 43 kr. 3 ₰ . Veräußert waren seit 1787 worden der Markt Kirchdorf, das Stiftshaus in Linz und 17 Viertel Weingärten bei Klosterneuburg.

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