Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

491 dem 25. August 1802. Aber auch die Pfarrkinder von Garsten baten um Wiedererrichtung des Stif- tes — mit dem gleichen Misserfolg (24. Dezember 1802). In der „Augsburger Zeitung" stand zu lesen, dass der Kaiser das Stift Mond- see wieder aufleben zu lassen gedenke. Das bewog „einige" Mondseer Bürger und Bauern ein Hofgesuch um die Herstellung des Stiftes einzureichen. Das Ordinariat in seinem Gutachten hierüber bezieht sich vor allem auf das Handbillett vom 25. März 1802: Bei Mondsee ist keine der im Handbillett gesetzten Bedingungen vorhanden, in keinem obderennsischen Stift oder Kloster ist das Personal zureichend; die Gemeinde Mondsee hat ohne die 3 Defizienten im Stift eine zureichende Zahl von Seelsorgern, nämlich 1 Pfarrer und 3 Kapläne und diese verrichten den Got- tesdienst wenigstens in Rücksicht auf die Religionslehre und gute Ordnung ge- wiss noch besser,, als er während der Existenz des Stiftes besorgt worden war. Die exponierten Religiösen von Mondsee sind alle unentbehrlich und vermutlich auch keiner geneigt ins Kloster zurückzukehren. Außerdem sind die Gebäude zum Teil schon umgestaltet, zum Teil lizitando verkauft worden. Das Konsisto- rium trügt auf Abweisung der Bittsteller an. Auch das Kreisamt meint: durch Wiederauflebung des Stiftes Mondsee wird dem dortigen Publiko in Rücksicht auf die Jugendbildung und Nahrungszweige kein Vorteil zugehen. Zu einer höheren als einer Trivialschule ist Mondsee nicht geeignet durch seine Lage an der Grenze. In Ansehung der Nahrungszweige könnte ein Stift Mondsee nur Nutzen gewähren durch Wiedereinführung der Wallfahrten nach dem Mariahilfberg und besonders nach St. Wolfgang, sonst aber würde ein Stift Mondsee den Industrialzweigen eher schaden: bemittelte Reisende, die nun in den Gasthäusern zukehren, würden nebst ihren Domestiken im Stift einkehren; Wirte, die einst ihre erforderlichen Getränke von dem Stift nahmen, ziehen jetzt dieselben unmittelbar an sich und treiben im Großen einen ihnen vorteilhaften Weinhandel. Viele Äcker, andere Gründe und Zehente des Stiftes sind verpachtet und ernähren nun Familien reichlich; Leute, die vormals im Dienst des Klosters ein bequemes Leben führten, ver- wenden sich bei der Wollspinnerei und bei der Erzeugung der Halleiner Waren, versichern sich dadurch einen dauerhaften Wohlstand, dem Staat vergrößerte Bevölkerung, fleißige und selbständige Bürger. Endlich muss erinnert werden, dass die Waldung des besagten Stifts den Salinen des k. k. Salzkammerguts vor- behalten ist. Die Landesregierung berechnet: durch Aufhebung des Stiftes Mondsee hat der Religionsfond ein Stammvermögen von 166.433 fl. 57 kr. erhalten; der 4%- ige Zins der darunter befindlichen Kapitalien und Kaufschillinge erträgt jährlich 6094 fl.; dies würde also der Religionsfond durch die Wiedererrichtung verlieren, im Ganzen aber, da Mondsee auch zur Dotation des Bischofs herangezogen ist, jährlich 13.906 fl. 27 kr.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2