Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

485 k. Familiengüter-Direktion Sr. Majestät der Ankauf, resp. die Einlösung der zur Do- tierung des Linzerischen Domkapitels demselben überlassenen Güter Baumgarten- berg und Waldhausen samt Waldungen vorgeschlagen worden; dem Domkapitel soll dafür die jährlich bemessene Kongrua im Baren angewiesen werden. Die Domherren weigerten sich, die Erhebungen und Verhandlungen zogen sich jahrelang hin. Die Sorge um das Holz fürs Wiener Publikumwar auch zum Ausdruck gekommen, als die k. k. Hofkammer das Ansinnen stellte „um Überlassung des Klostergebäudes der aufgelassenen Prälatur" zu Engelszell an die k. k. Porzellanfabrik. Der Regierung wird aufgetragen zu berichten, ob nicht das Holz in dortiger Gegend für die Wiener Gstätte gewidmet sei und bei Errichtung dieser Porzellan-Filialfabrik in Engelszell von Wien hinweggenommen wurde; im Übrigen solle Regierung mit dem zur Zeit in Linz sich befindenden Fabriksdirektor Hofrat Baron von Sorgenthal sich ins Einvernehmen setzen, um was für einen Preis das Gebäude überlassen, wie für die weitere Unter- bringung der Geistlichkeit gesorgt werden könne. Der Regierungsbericht dd. 7. Oktober 1800 trieft von seliger Dankbarkeit über die dem Land durch eine solche Fabrik zugehende Wohltat und über das Glück des Religionsfonds der Erhaltung des Stiftsgebändes entledigt zu werden; man müsste es ohnedies sonst verfallen lassen wie Waldhause n 67 , „wo noch znm Glück die Ma- terialien ohne Religionsfondsunkosten großenteils hinweggebracht wurden". Der Generalvikar hatte auch nichts dagegen, wofern ihm nur die auf Verschöne- rung seiner Wohnung verwendeten 1000 fl. und weitere 1000 fl., die er auf Einrich- tung von 20 Zimmern ausgegeben hatte, ersetzt würden; die Fabriksdirektion war zu entsprechendem Ersatz bereit, fand aber nur 17 verschönerte Gastzimmer. Übrigens hielt sich der Generalvikar fast nie in Engelszell, meistens in Suben ans. Vorläufig gedachte die Fabriksdirektion für Finetti, die Pfarrgeistlichkeit und die Kanzleien Lokale in den noch nicht benötigten Stiftsräumen zu adaptieren, bei Bedarf dieser zur Erweiterung der Fabrik für Unterkunft in einem andern Hans zu sorgen. Die Regierung erhielt dd. Wien 27. November 1800 einen Verweis, dass sie die Geldfrage gänzlich außer Behandlung gelassen habe, und Befehl zu den genauesten Erhebungen, Berechnungen und weiteren Berichten. Erhebungen und Berichterstattung verzögerten sich wegen des Einfalls der Fran- zosen. Am 10. Juni 1801 wurde Kommission in Engelszell gehalten. Aus den verschie- denen darnach gestellten Anträgen erscheint jener Eybels bemerkenswert, dem Ge- neralvikar nur Suben zu belassen, womit er hinlänglich bedeckt sei. 67 Als Kaiser Franz in Laxenburg durch den Schlosshauptmann Riedl die Franzensburg erbauen ließ, „wurde das Stift durch Anstiftung eines gewissen Angerer's, eines Schiffmeisters Sohn von Grein ... zur Ausführung dieses wunderlichen Gebäudes verraten". Die Baumaterialien wurden auf militärischen Rüstwagen nach Sarmingstein und von dort auf der Donau nach Wien ge- bracht. Den Abbruch der Kirche hinderte Riedl, der auch das Stift zu schonen wünschte. Es wurde nur ein Teil des Gebäudes demoliert. Das steinerne Bassin mit dem Springbrunnen kam von Waldhausen in den Prälatenhof des Stiftes Melk zu stehen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2