Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

483 dessen unabhängige Staaten den erblichen Kaisertitel gleichfalls beizulegen. Bis die Entscheidung über die große Existenzfrage der Klöster zur Sprache kommen wird, können die kleineren Ereignisse in oder an den Stiften und Klöstern erwähnt werden. Am 29. März 1800 starb Abt Erenbert zu Kremsmünster. Seine Wiedereinsetzung in die Prälatur brachte ihm keine besseren Zeiten; als bald sah er sich einen Administrator, allerdings in schonender Form, an die Seite gegeben. Es offenbarte sich nämlich bei den Pupillengeldern ein Abgang von 47.489 fl. 23 kr. 3 ₰ . Soweit die Veruntreuungen des schuldigen Beamten in die Zeit des Kommendatarabtes fielen, konnte dieser entschuldigt werden, da er nicht gleich al- les auf einmal bessern konnte. Ja Eybel trug sogar an, ihn neuerdings mit Vollmach- ten dem alten Prälaten an die Seite zu geben. Dieser musste büßen. Der Hof verfügte 17. Oktober 1793, dass der Prior dem Prälaten zur Besorgung der Ökonomie beige- geben werde. Bittere Klagen erregte Abt Erenbert dadurch, dass er die kaiserliche Ermächtigung zur Wiederaufrichtung der Akademie verheimlichte. Erst kurz vor seinem Tod wurde es bekannt, dass im Reskript, womit ihm seine Würde zurückgegeben wurde, auch die Worte sich fanden: „sodann gestatten wir anwiederum die Akademie und Schulen". Die Akademie erstand nie mehr. An Aktiven hatte das Stift während der Regierung Erenberts 270.765 fl. 32 kr. 3 ₰ eingebüßt; doch konnte ihm daraus, wie der Regierungsbericht selbst hervorhebt, ein Vorwurf der Verwirtschaftung nicht gemacht werden. Noch immer hatte das Stift ein reines Erträgnis von 40.807 fl. 22 kr. 3 ₰ und einen jährlichen Überschuss von 18.349 fl. 56 kr. 2 ₰ . Die Stiftsoffiziale haben sich an die Instruktion vom Jahr 1787 gehalten. Rühmend hebt der Regierungsbericht hervor in Rücksicht der Wissenschaften die Herhaltung der Schule, die ausgezeichneten, auch von Ausländern gerühmten astro- nomischen Arbeiten, die Benützung der vortrefflichen Bibliothek — das Urteil im Jahr 1787 lautete anders! — den Eifer für die Seelsorge durch Herstellung so vieler neuer Lokalkaplaneien und Schulhäuser, insbesondere den Patriotismus, der sich zu jedem Beitrag willig und vorzüglich darin zeigte, dass das Stift vom 26. August 1796 bis 15. April 1797 60 kranke Offiziere aufnahm und vom Jänner 1798 bis 20. Jänner 1799 ein ganzes k. k. Artillerie-Offizierskorps unentgeltlich bewirtete (Linz 27. Mai 1800). Der Kaiser gestattete unter dem 23. Juni 1800 „mit vielem Vergnügen" die Neu- wahl. Eybel erschien dazu in Begleitung des Grafen Auersperg. Gewählt wurde am 23. Juli Wolfgang Leuthner. 1801 starb der Prälat von Wilhering Johann B. V. Ihm folgte in der abteilichen Wurde der Prior Bruno Detterle. Auch die Dotationsgüter, an denen sich ja die Josefinische Klostergeschichte vor- züglich fortrankt, gaben der Regierung in jener Zeit zu schaffen. 1801 bat die Oberin der Exnonnen in Windhag Marianne Mittermehr, dass den daselbst noch anwesenden 12 Exnonnen nach Resolution vom 16. September 1782 der Austritt in die Welt mit 200 fl. Pension gestattet und außerdem 8 Exnonnen der

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