Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
23 Tatsächlich war die Gründerin des Karmeliterinnenklosters die Kaiserin Eleonore durch eine Schenkung von 50.000 fl., welcher sie ebenso viel testamentarisch zufügte. Sie verbot jedoch den Nonnen sie als Stifterin zu bezeichnen. Der Gründung des Kar- meliterinnenklosters in Linz stellten sich viele Schwierigkeiten entgegen. Kaiser Josef I. wollte sie nicht gestatten, weil er fürchtete, die Karmeliterinnen in Wien wollten seine Mutter ins neu zu errichtende Kloster nach Linz bringen. Kaiserin Eleonore war ja vor ihrer Vermahlung mit Leopold I. daran ins Kloster (der Karmeliterinnen zu Düs- seldorf oder in Münstereifel) einzutreten. In Steyr befand sich 4. das Kloster der Zölestinerinnen oder Annunziaten, denen die Kaiserin Eleonore ein Haus in der Berggasse überwiesen hatte (1646), bis sie 1670 in ihr neugebautes Kloster einziehen konnten. In Windhag hatten 5. die Dominikanerinnen ein Kloster. In der Geschichte dieses Nonnenstiftes tritt uns einer der interessantesten und größten Männer entgegen, den man verkleinern würde, wenn man hinzusetzte: des Landes ob der Enns. Bis auf die Gegenwart, nach Jahrhunderten lebt sein großer Geist fort in großartigster Unterstützung der Wissenschaft in ihren Jüngern, bis in die neu- este Zeit gaben seine Stiftungen Anlass zu den lebhaftesten und interessantesten juri- dischen Auseinandersetzungen: um ihrer Größe und Bedeutung willen. Der Mann ist der Graf von Windhag, Joachim Enzlmiller, geboren 21. Februar 1600 zu Babenhausen an der Günz im bayrischen Schwaben als ehelicher Sohn des Jodok Enzlmiller, lateini- schen Schulmeisters und Ludidirektors, und der Magdalena, geborenen Braunmiller. Die Skizze seiner Lebensgeschichte wird zur Geschichte seiner Stiftungen und die Geschichte seiner Klostergründungen schon die Einleitung zur Geschichte ihres Endes; so rasch kam dieses. Um dafür Klarheit zu gewinnen, insbesondere hinsichtlich der Ausscheidung der Windhagischen Studienstiftungen aus dem Verband mit den Wind- hagischen Klöstern, soll die Geschichte von Windhag ausführlicher gebracht werden. Sie stellt auch das Elend einer Frauenstiftsherrschaft typisch dar. Joachim Enzlmiller wurde im Alter von 15 Jahren nach Ingolstadt geschickt und dort magister philosophiae, sodann doctor utriusque iuris. Seit 1625 war er Advokat in Linz und Syndikus der obderennsischen Stände. Er wurde in den rittermäßigen Adelsstand erhoben und erhielt die Landmannschaft im Ritterstand im Land ob der Enns. 1636 wurde er von Kaiser Ferdinand zum Regenten der niederösterreichischen Lande bestellt, ungefähr entsprechend der Stellung eines Statthaltereirates, und 1641 in den niederösterreichischen Ritterstand aufgenommen, endlich 1651 unter Gestat- tung der Hinweglassung des bisherigen Zunamens Enzlmiller in den Freiherrnstand er- hoben mit demNamen „vonWindhag, Herr auf Pragthal und Sachsenekgh", besonders um willen seiner Verdienste gegen die obderennsische Bauernrebellion in den Jahren 1625—28. 1652 wurde er Reformationskommissär in Österreich unter der Enns und erhielt 1669 den Grafenstand. Am 27. September 1627 hatte der obderennsische Syndikus Dr. Joachim Enzlmiller sich zu St. Stefan in Wien vermählt mit Maria Kirchstetter, einer Tochter des in den
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