Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

480 Benediktinern und Zisterziensern in der Kleidung soll aufgehoben werden. d) Die Augustinerregel ist sehr gemäßigt und mag umsomehr nach ur- sprünglicher Strenge befolgt werden. Übrigens glaubt der Ordinariatskommissär, dem auch der Regierungs- kommissär beitritt, anführen zu müssen: 1. wenn die Kapuziner, Karmeliter und Benediktiner auf ihr ursprüngli- ches Institut zurückgeführt werden sollen, dann müssen sie vom Priestertum ausgeschlossen werden; denn als Seelsorger oder Aushelfer in der Seelsorge bedürfen sie einer Ausbildung und Erziehung, welche mit ihrer Bestimmung nicht vereinbar ist; 2. der Säkularstand, welcher den größten Teil der Arbeit in der Seelsorge leistet und sogar den Stiften aushelfen muss, verdient größere Aufmerksam- keit auf Vermehrung: die Erfahrung lehrt, dass durch die Regularen von jeher das Christentum und die bürgerlichen Tugenden nicht vorzüglich befördert wurden; 3. da die Weltgeistlichen eine gewisse Gleichförmigkeit in der Kleidung haben, so soll diese und besonders der Talar auch für die geistlichen Kom- munitäten eingeführt werden, die Annäherung im Äußeren wird wahrschein- liche auch die Annäherung in den Grundsätzen und die Eintracht zwischen Säkular- und Regulargeistlichkeit bewerkstelligen, wobei Religion und Staat gewinnen werden; 4. jeder aufzunehmende Mönch soll nach alter Vorschrift eine Handarbeit kennen oder erlernen, um das einsame Leben erträglicher und nützlicher zu machen. Eybel verbreitet sich dann noch über die Schädlichkeit der Klöster in Be- zug auf den nationalen Wohlstand und über alles das uralte Zeug, was gegen Mönchsorden vorgebracht worden ist, vorgebracht wird und werden wird. Übrigens hatten sämtliche Stiftsoberen gebeten bei ihrer Verfassung, so wie sie jetzt sei, belassen zu werden; die ursprünglichen Statuten seien ja eben mit Rücksicht auf verschiedene örtliche Verhältnisse, Klimate und dergleichen abgeändert, beziehungsweise ihnen angepasst worden. Und so glaubt auch der Ordinariatskommissär schließlich, dass sie bei ihrer dermaligen Verfassung ver- bleiben sollen, und wenn das nicht, dass den einzelnen Mitgliedern freigestellt werde, ob sie sich zur neuen Lebensart bequemen wollen. Der Regierungspräsident Auersperg meint, dass eine neue Aufhebung dem Staat mehr schädlich als nützlich sein werde, da die Erhaltung der Stifte auf den Landeskredit den größten Einfluss habe. Die Aufhebung der Kapuzi- ner und Piaristen würde beim Volk mehr Aufsehen machen, als wenn man sie aussterben ließe, besonders da sie sich für die Seelsorge nach Tunlichkeit widmen. Die Vorschläge für die bessere Verwendung der Gebäude zu ande- ren Anstalten seien undurchführbar, und da sich allezeit von der Verwendung der Ordensgeistlichkeit in der Seelsorge mehr als von dem Weltklerus ver- sprechen lasse und die Orden nicht mehr wegen veränderter Zeitlage auf ihre

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