Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

479 Die Kommission erstattet weiter Vorschläge über die Errichtung eines Alumnates, wozu das Vermögen von Spital ausreiche. Für die alten Priester sollte ein Defizientenhaus errichtet werden. Würde mit den Klöstern in der von der Kommission vorgeschlagenen Weise vorgegangen, dann würden auch viele reiche Klosterpfarren mit Weltpriestern besetzt und dem Religi- onsfond dadurch Gewinn verschafft werden. Die Aufhebung von 24 Klöstern und die Organisierung der belassenen sei geschehen ohne mindesten An- stand oder Unzufriedenheit des Volkes; eher wäre eine allgemeine Unzufrie- denheit und Gärung vorzusehen, wenn statt der Klöster die Seelsorgestatio- nen leer bleiben würden. Da die Untersuchung in loco nicht zugestanden worden, habe es unmög- lich geschienen den einzelnen Instituten die Zusicherung ihres Fortbestandes zu geben, wie dies nach kaiserlicher Verordnung hätte geschehen müssen. Über die Untersuchung und Zurückführung auf die ursprüngliche Regel wird folgendes ausgeführt: a) Bei den Kapuzinern: in der aus 12 Punkten bestehenden Regel sind we- der die Bärte noch die Blöße derselben noch die 40-tägige Faste von Hl. 3 Königen an gegründet, auch nicht die körperlichen Kasteiungen. Ein Talar von grobem schwarzen Tuch ohne Kapuze und Mantel mit einem Strick als Gürtel, wie es die Kapuzinerkapläne tragen, dürfte eine der Zeit angemessene Tracht sein. Der Ordensstifter will selbst, dass die Brüder in ihrer Kleidung auf die Umstände des Ortes, des Klimas Rücksicht nehmen. Die Fasten sollen dem andächtigen Trieb der einzelnen überlassen bleiben; den Oberen soll zur Pflicht gemacht werden keinen Kandidaten aufzunehmen, der nicht zuvor ein Handwerk gelernt hat; das Verbot Geld oder Geldeswert anzunehmen ent- fällt von selbst. b) Die Karmeliterregel enthält in ihren 15 Punkten kein Wort, dass sich die Konventualen nach dem Mittagessen eine Stunde schlafen legen, eben- sowenig, dass sie barfuß gehen müssen. Die Regel ist ganz auf eremitische Lebensart gerichtet und auf beschauliches Leben. Die gänzliche Enthaltung von Fleischspeisen ist zwar geboten, aber die Karmeliter selbst gestehen ein, dass ihnen dieser Punkt aus ökonomischen Gründen sehr schwerfalle. Der große Bedarf an dem entsprechenden Lebensmittel hat in der Stadt großen Einfluss auf die Preissteigerung(!); die Regel enthält ausdrücklich, dass die Brüder Einsiedler nie andern überlästig sein sollen; so könnte also dieser Punkt leicht zu Nutzen des Ordens und des Publikums geändert werden. Hin- sichtlich der Handarbeiten wäre das nämliche zu beobachten wie bei den Ka- puzinern. c) Die Zisterzienserregel würden nach der ursprünglichen Strenge die Klös- ter zu einer Art la Trappe machen. Auch die Benediktinerregel ist sehr streng. Daher auch nach Meinung des Ordinariatskommissärs die Regel des hl. Bene- dikt entweder nach den Zeitumständen modifiziert oder so, wie sie dermalen beobachtet wird, angenommen werden soll. Der Unterschied zwischen

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