Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

478 stimmt er mit den Kommissionsanträgen überein. Dornfeld dagegen kann sich nicht überzeugen, dass eine derartige neuer- liche Aufhebung der Stifte den sich versprechenden Nutzen verschaffen werde; jedes hat einen Vermögensüberschuss und kann sich erhalten, sie tra- gen gewaltig an Steuern bei und ihr Zulauf wird sich finden, sobald man ihnen die allerhöchst erklärte Gesinnung ihrer künftigen dauerhaften Existenz auch wirklich wird angedeihen lassen. Solange der immerfort verbreitet werdende Ruf, dass bald das Stift Ranshofen, Reichersberg, bald Wilhering und Schlier- bach aufgehoben werden dürften, nicht mit Bestand unterdrückt wird, so- lange werden diese Stifte auch weniger Zugang von Kandidaten haben. Die Vereinigung der Stifte geht nicht gut an, weil sie ad stabilitatem loci Profess gemacht haben. Ein Defizientenhaus in Spital zu gründen ist unmöglich, weil auf 8 bis 9 Stunden kein Arzt zu finden ist. Die Piaristen sind zu belassen, denn das Stift ist auf eine Gymnasial und deutsche Schule zu Freistadt gerichtet und für den Piaristenorden. Das Gym- nasium wurde übrigens vor etlichen Jahren aus Mangel an Studenten aufge- hoben und in eine deutsche Hauptschule verwandelt. Auch Pilati findet durch die Kommission trefflich ausgewiesen, dass das Auslangen für den Bestand aller Klöster vorhanden sei. Sie werden unter der Aufsicht des Ordinariats und des Staates Vorzügliches leisten, besonders in der Seelsorge und es sei ein mehr pflichtgemäßes Benehmen zu erwarten von exponierten Religiösen als von den sich ganz überlassenen, von einem einzi- gen Dekan übersehenen Weltpriestern. Regierungssekretär Graf Auersperg als Referent in Polizeisachen erachtet auch, dass man durch die Ordensgeistlichen viel glücklicher als durch Welt- priester den wahren Zweck der Seelsorge erreichen werde, weil ein Ordens- mann sich durch seine Statuten, Zucht und stille Lebensart mehr geistlichen Anstand erworben habe, auch viel mehr mit dem Landmann, dessen Sitten und Denkart bekannt sei als der aus dem Alumnat getretene junge Weltpries- ter, der, mit den Zerstreuungen der Welt schon bekannt, sich auf einmal in einer ihm ganz unbekannten Lebensart befinde, und den als einen viel feiner ausgebildeten Mann der Umgang und das Betragen seiner Gemeinde oft be- leidigen, während er anderseits oft von seiner Gemeinde als städtischer Halbgelehrter werde angeschaut werden. Auch die Zurechtführung und Be- strafung eines in der Seelsorge fehlenden Ordensgeistlichen unterliege nicht so viel Schwierigkeiten als jene eines Weltpriesters und die Erfahrung lehre, dass auch die nach der besten Methode und Grundsätzen eingerichteten Priester Häuser nicht immer die Vorteile einer angemessenen Erziehung er- reichen, welche die Klöster gewähren. Durch die Aufhebung so vieler Klöster seien die Kandidaten der Klöster vermindert worden, ohne dass der Welt- priesterstand dadurch etwas gewonnen hätte. — Er stimmt für die Beibehal- tung der Stifte und Klöster.

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