Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

477 der Enns oder in ein anderes sich vereinigen. Das Stift Kremsmünster hätte dann die zwei Häuser, worin die Piaristen sich befinden, und welche das Kolle- gium ausmachen, ganz vortrefflich als Wohnung des Präfekten und dreier Pro- fessoren herzustellen. Doch könnte auch das Stift dieser Last enthoben und dem Stadtpfarrer zu Freistadt beim ungeheuer großen und lästigen Dechants- hof eine Erleichterung verschafft werden, wenn der leerstehende zweite Stock zur Wohnung des Präfekten (wenn dieser nicht selbst der Stadtpfarrer wäre), der 3 Gymnasiallehrer, dann für die Gymnasiallehrzimmer, für Schuldiener und Schulerfordernisse verwendet würde. Da ohnedies zwei Hauptaufgänge im De- chanthof sind, würde die Pfarrgeistlichkeit durch die Schuljugend gar nicht be- lästigt werden. Es besteht zwar eine eigene Stiftung zur Erhaltung des Dechant- hofes, aber durch Nichtbewohnung und Nichtbesorgung ist dieser sehr deteri- orisiert und es würde viel kosten ihn vor dem Einsturz zu bewahren. Überhaupt aber sollte das Stift Kremsmünster in jedem Viertel ein Gym- nasium errichten mit 4 Individuen, welche der weltlichen Leitung der Regie- rung unterstünden, die Stiftspfarren von Kremsmünster sollten dafür durch weltliche Priester besetzt werden. Dann könnte der numerus fixus mit Inbegriff der Konventualen und Leh- rer auf 32 festgesetzt werden und jährlich die Aufnahme zweier Novizen statthaben. Die kleineren Herrschaftscorpora sollen veräußert und die so weitläufigen Stiftsgebäude zu einer nützlichen Verwendung anpassend gemacht werden. Ohne diese Verwendung zu oben angetragener Studienanstalt müsste das Stift nicht nur für unnötig, sondern auch für unnütz erklärt werden, da es zu einer Aushilfe in der Seelsorge schon nach seinem ursprünglichen Institut nicht geeignet ist. Überhaupt ist für dieses Land, welches einen kleineren Umfang hat als zwei böhmische Kreise, die Anzahl von 15 Mönchsklöstern nebst den zwei Frauenklöstern zu viel, hinlänglich, wenn nach Antrag 5 ordentlich eingerich- tete reiche Stifte nebst den 2 Nonnenklöstern der Elisabethinerinnen und Ursulinerinnen, dann die Barmherzigen Brüder, zusammen also 8 geistliche Stifts- und Klostergemeinden bestünden. Zu diesem Referat der Kommission macht Regierungsrat Kurz noch fol- gende Bemerkungen: Als den wahren Grund des Verfalles von Religion und Sitte findet man immer die Lauigkeit der Mönche in der Seelsorge und den von ihnen ausgebreiteten Aberglauben. Die Seelsorge soll zum Besten der Religion allein durch Weltgeistliche ausgeübt werden, die Mönche sind bloß zum beschaulichen Gottesdienst in Absonderung von menschlicher Gesell- schaft bestimmt, außer jenen Stiften und Klöstern, deren Institut sie zur Seel- sorge oder Unterricht der Jugend eignet. Die Seelsorge aber erheischt aus- gebildete, im wahren Geist der Religion unterrichtete rechtschaffene Män- ner, die nur im Alumnat gezügelt werden können. Schlägl wäre zu belassen, ebenso die Piaristen, bezüglich der andern

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