Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

476 Stift ist zu belassen. Es hat auf seinen 33 Pfarren 52 Stiftsindividuen nötig; es wäre also der numerus fixus auf 64 zu bestimmen, die Aufnahme von 3 Kle- rikern jährlich zu gestatten. Das Kollegiatstift Spital hat 12 Individuell; es versieht 4 Pfarren und hat ein reines Stammvermögen von 627.985 fl. 49 kr.; Mangel an Zucht und Ordnung, an Befolgung der Ordinariatserinnerungen; es ist eines der überflüssigsten und unnützesten Stifte. Es soll zu einem Defizientenhaus eingerichtet werden, die Bedeckung desselben übernehmen, ein Teil des Stiftsvermögens verwendet werden zu dem im Linzer Karmelitergebäude zu errichtenden Alumnat. Wiederum war es Dornfeld, der sich des arg mitgenommenen Stiftes an- nahm. Hauptsächlich gereichten dem Stift zum Vorwurf bei der bischöflichen Visitation gemachte Anstände. Dornfeld äußert sich, dass es Mängel überall gebe, aber dazu sei die bischöfliche Visitation da solche zu beseitigen; davon dürfe aber nicht gleich Gebrauch gemacht werden zum Nachteil des Stiftes und nicht behauptet werden, das Stift wirke weniger zum Vorteil der Reli- gion. Mail solle Propst und Kapitel nicht sogleich verurteilen, sondern erst zur Verantwortung ziehen, nicht aber allen Glauben zwei jungen Kanonikern schenken, denen vielleicht bei den wenigen Stiftspfarren die wenige Aussicht aus der dortigen einsamen Gegend zu kommen beschwerlich wird. Kremsmünster hat mit dem Prälaten 24 Priester, 16 Kleriker, 3 Laien, 2 ab- wesende Professoren und auf 25 Pfarrer 48 Stiftsgeistliche. Reines Vermögen 1,922.382 fl. 42 1/2 kr. Das Vermögen soll nutzbar gemacht werden zur Errich- tung eines Gymnasiums; das Linzer Gymnasium ist ohnedies mit mehreren ge- brechlichen Exjesuiten versehen, die der Kanzel nicht mehr vorstehen können; der Studienfond würde also stark geschont werden, wenn die Kremsmünsteri- sche Geistlichkeit dazu verwendet würde. Die Stadtkaserne (Exjesuiten-Ge- bäude) könnte zu Schulanstalten und Wohnungen für die geistlichen Professo- ren hergestellt werden. Das Stift hätte 5 Gymnasialprofessoren, einen zur Ma- thematik und einen zur Physik zu stellen und bliebe ihm unbenommen geeig- nete Individuen auch zur theologischen Kanzel zu verwenden, zumal doch schon auf dem Linzer Lyzeum zwei theologische Fächer mit zwei Benediktinern besetzt sind. Sollte das Stift nicht gleich mit den gehörigen Lehramtsindividuen aufkommen, so sollte ihm bewilligt werden indessen auf seine Kosten andere weltliche oder geistliche geprüfte Lehrer zu präsentieren. Außerdem könnten 4 Kremsmünsterische Geistliche nach Freistadt gege- ben werden; die Piaristen haben ohnedies immer so viel gegen ihr Gebäude einzuwenden; die Stifterin wollte nebst dem Normalunterricht auch Unterricht in der lateinischen Sprache eingeführt haben; man sollte also das Stiftsvermö- gen benutzen zu einer vollständigen Hauptschule und durch das Stift Krems- münster ein Gymnasium herstellen lassen, worum die Stadt ohnehin dringend bittet, und wozu sie die städtische Offizierskaserne anträgt. Die Piaristen, die in der Monarchie ohnedies keinen Überfluss (an Leuten) haben und sogar in Freistadt eine weltliche Lehrkraft benötigen, konnten dann in das Land unter

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