Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

474 gehen zwar auf die Seelsorge hinaus, aber wenn demselben auch die 10 Pfar- ren entzogen und mit Weltpriestern besetzt werden sollten, wozu wahr- scheinlich die meisten dieser 16 Stiftsgeistlichen, sowie die 9 Studierenden übertreten würden, so müsste das Stift noch immer pro futuro et stabili ei- nen numerum fixum von 18 Personen haben; doch würde die Aufnahme all- jährlich eines Kandidaten hinlänglich sein; wenn es aber die Pfarreien behal- ten sollte, so wäre der numerus fixus mit 28 und die Aufnahme zweier Köpfe jährlich zu bestimmen. Im Piaristenkloster zu Freistadt sind einschließlich des Rektors 6 Indivi- duen, die Anzahl kann als numerus fixus beibehalten werden. Das reine Ver- mögen beträgt 50.095 fl. Im Innviertel: Im Stift Ranshofen, nahe der Festung Braunau, sind samt dem Prälaten 6 Individuen, wovon zwei die dortige Pfarre versehen; außerdem 5 Geistliche ausgesetzt auf 4 Pfarren; das Stammvermögen beträgt 299.464 fl. 58 1/2 kr., wovon jedoch die in Bayern haftenden Kapitalien samt den rückständigen Interessen per 162.204 fl. 47 1/4 kr. dem Stift gar kein Erträgnis bringen. Das Stift Reichersberg hat auch nur 6 Geistliche und 6 Individuen expo- niert auf 3 Pfarren im Land ob der Enns, 9 Individuen im Land unter der Enns. Stammvermögen: 285.419 fl. 2 1/2 kr., worunter 34.605 in Bayern liegend, wovon seit 1777 keine Interessen fließen. Beide Stifte sollen in Reichersberg vereinigt werden mit einem numerus fixus von 32 und Aufnahme von zwei Novizen jährlich, der Hügel von Ransh- ofen könnte vom Fortificatorium zu etwas Besserem benützt werden. Das Kapuzinerkloster zu Schärding hat gegenwärtig nur 16, meist alte, gebrechliche Geistliche, die nur von ihrer Pension leben. Das Kloster soll als Kapuziner-Defizientenhaus bestimmt werden, wohin auch die von Linz zu übersetzen wären; nach deren Absterben könnte das Gebäude zu nützlichem Zweck verwendet werden. Im Hausruckviertel: Wilhering hat wegen oft austretender Donau die ungesundeste Lage, da- her mehrere Sterbefälle und liegt mit dem einzigen Bräuhaus und Wirtshaus ganz isoliert. Reines Stammvermögen 554.899 fl. 54 kr. 3 ₰ ; 7 Priester, 1 Lai- enbruder, 11 Kleriker; 19 Priester auf 8 Pfarreien im Mühlviertel und auf 5 in Niederösterreich. Wenn es belassen werden sollte mit seinen Pfarreien, dann wäre numerus fixus mit 35 zu bestimmen und Aufnahme von jährlich zwei Kandidaten; wenn es belassen werden sollte ohne Pfarren, dann wäre nume- rus fixus von 12 Individuen, Aufnahme eines Kandidaten binnen zwei Jahren festzusetzen. Doch soll das Stift überhaupt nicht belassen werden. Es wird keinen Kandidaten bekommen, da schon mehrmals die Kandidaten den Or- den wieder verlassen haben; es ist weder dem Staat noch der Religion nütz- lich einem Kloster von 12 Mönchen ein so großes Vermögen zu überlassen. Die Pfarren sind ja ohnedies scholl dotiert, Stift und Herrschaft wegen Lage

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