Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

473 Aus dem Bericht und den Vorschlägen sei hervorgehoben: In Linz bestehen: 1. Das Kapuzinerkloster mit 26 Individuen ohne anderes Vermögen als Religionsfondspensionen; 2. die Karmeliter mit 24 Individuen und einem reinen Vermögen von 149.231 fl. 45 kr. 2 ₰ . Die Regierung trägt an, das meist aus alten und unbrauchbaren Kapuzi- nern bestehende Kloster nach Gmunden oder Schärding zu übersetzen, da die Individuen in einer größeren Kommunität besser leben könnten; in das leer gewordene Kloster oder in das alte der Barmherzigen Brüder sollten die ohnehin unbrauchbaren Karmeliter versetzt und deren Kloster zu einem Alumnat verwendet werden; das Vermögen der Karmeliter falle ohnedies sei- nerzeit dem Religionsfond anheim; Nachwuchs erhielten sie ja doch keinen. Zwei Kapuziner Laienbrüder könnten sogleich zur Ersparung weiterer Unkos- ten in der Domsakristei angestellt werden. Rat Dornfeld bemerkt, dass das Kapuzinerkloster zwar bei seiner Lage, und wenn es keinen Zuwachs an Ordenspriestern bekomme, längstens in zwei oder drei Jahren aufgelöst werden müsste; aber es genieße sehr viel Zutrauen unter dem Volk, die Pfarrgemeinde St. Matthias sei sehr groß — ob es nicht rätlich wäre das Kloster zu Schärding oder Gmunden aufzulassen und die Kapuziner von dort nach Linz zu transferieren? Das Karmeliterkloster aber sei noch ganz imstande sich zum Besten der Religion und des Staates zu erhalten. Rat Kurz stimmt dafür, dass das Karmeliterkloster aufgelöst, jedem Kar- meliter 250 fl. Pension gegeben, die brauchbaren in der Seelsorge verwen- det, den übrigen freigestellt werde in einem Karmeliterkloster oder in einem Kapuzinerkloster zu leben; Kloster und Vermögen sollten zu einem Alumnat gewidmet, das Kapuzinerkloster in ein Defizientenhaus verwandelt werden. 3. Die Barmherzigen Brüder, 20 Individuen, sind zu belassen; doch soll Klau- sur errichtet, die Kirche gesperrt und darin nur für die Kranken und Rekonva- leszenten Gottesdienst gehalten und die Klagen einiger gegen den P. Prior we- gen Kost, Nichtheizung, Mangel an Krankenwäsche abgestellt werden. Dornfeld kommt als Stiftungsreferent zweimal des Monats in das Haus der Barmherzigen Brüder und hat nie eine Klage gehört, der Prior halte auf Ord- nung, wolle dem übermäßigen Trinken und Neuerungsgeist vorbeugen; durch die Nichtheizung der Zellen wolle er bewirken, dass die Ordensbrüder sich lie- ber in dem warmen Krankenzimmer zur Bedienung der Kranken einfinden. Im Mühlviertel: Stift Schlägl hat mit dem Administrator der böhmischen Herrschaft Cer- honic 14 Konventualen, es ist kaum imstande mit den übrigen 16 Priestern seine 10 Pfarreien zu versehen; es hat ein reines Stammvermögen von 322.085 fl. 55 kr., worunter aber die Kapitalien der Kirche zu St. Wolfgang und des Spitals St. Martin, zusammen 7868 fl. 241/a kr., nicht als ein dem Stift eigentümliches Vermögen zu betrachten sind. Die Statuten des Stiftes

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