Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

465 Monstranz, 1 Taufkapsel, 1 Ölkapsel, 1 versilberte Lampe, 6 versilberte Leuchter, 5 Ornate, bei 40 Messkleider, 1 Vespermantel, 4 Bela, 10 Stolen, 1 Ziboriummäntel- chen, 41 Alben etc., 9 ordinäre Messbücher, 3 für Totenmessen, 3 kupferne Weih- brunnkessel, Holzleuchter etc. Erhalten sollten bleiben 2 Trakte vom Stiftsgebäude unter 1 Dachung, der Meierhof, das Dienerhaus und die Wasserleitung. Die Wohnung und Kanzlei des Hofschreibers sollte in dem zu erhaltenden Teil des Stiftsgebäudes im Trakt des Hofrichters, das Ab- steigquartier für das Domkapitel, bestehend aus 4 Zimmern, Küche und Speisgewölb, in einem Teil des früheren Getreidekastens untergebracht werden. Der übrige Teil des Stiftsgebäudes samt der Prälatur und die, wie der Antragsteller Martinelli schreibt, „brachtvolle" Kirche sollten „eingehen", letztere, da imMarkt ohne- hin eine schöne und geräumige Kirche vorhanden befunden wurde. Der Ausrufpreis für alles zusammen wurde mit 2500 fl. festgesetzt. Die Kirche, dem hl. Johannes Evangelista geweiht, 19 1/2 Klafter lang, 9 1/2 Klafter breit, 9 Klafter hoch, mit einem Presbyterium von 7 1/4 Klafter Länge und 4 1/2 Klafter Breite hatte einen Hochaltar mit einem Bild der „Sendung des Heiligen Geistes", „sehr schön gemalt", und 2 besonders schöne Bilder, die Geißelung und Kreuzigung Christi darstellend, über Seitenaltären. Im Ganzen waren 8 Seitenaltäre. Zwischen diesen standen 7 große Statuen. Das Speisgitter war von rotem Marmor. Die Orgel war 6 Klafter hoch und 5 Klafter breit, hatte 20 Register, 2 Manuale. Im Turm befanden sich 6 Glocken und 1 eiserne Uhr, im Türmchen über dem Hochaltar 2 kleine Glöckchen; die Sakristei hatte ein sehr schönes Deckengewölbe und ein Lavatorium aus weiß- rotem Marmor, mit 7 steinernen Engelfiguren besetzt. An die Sakristei schloss sich das Deckengewölbe. Volk und Stiftsgeistliche bemühten sich die schöne Kirche vor der Zerstörung zu be- wahren. Bei der Übergabekommission erschienen vier Untertanen mit der Bitte um Be- lastung der Stiftskirche. Nicht bloß die weltliche Kommission, auch die „Domkapitli- schen Gegenwärtigen" machten ihnen Vorstellungen, nach welchen die Bittsteller scheinbar befriedigt abgingen. Im Juni 1792 baten die Gemeinden, dass die Stiftskirche als Pfarrkirche beibehalten und allenfalls der Gottesdienst abwechselnd in ihr und in der Marktkirche gehalten werde. Ein gleiches Gesuch überreichten die Waldhausner Stiftsgeistlichen: seit unvor- denklichen Zeiten sei der pfarrliche Gottesdienst immer in der Stiftskirche gehalten, erst nach aufgehobenem Stift „ein abwechselnder Gottesdienst mit dem kleinen Pfarrkirch- gen im Markt Waldhausen eingeführt worden". Bei der Visitation im Jahr 1785 hatte der Bischof wahrgenommen, dass in Waldhau- sen zwei Pfarrkirchen bestanden: bei der Stiftskirche war der Taufstein, bei der Markt- kirche der Friedhof, die pfarrlichen Verrichtungen wurden teils in dieser, teils in jener vorgenommen. Der Bischof beauftragte den Propst diesen Unfug abzustellen, die Stifts- kirche als die ansehnlichere und für den größten Teil der Pfarrgemeinde bequemer ge- legene wurde als Pfarrkirche genommen, die Marktkirche als Nebenkirche. Dagegen protestierten die Marktbewohner; ihre Kirche sei um 200 Jahre älter als die Stiftskirche, der Gottesdienst regelmäßig an Sonntagen und Feiertagen mit Amt und

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