Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

464 sodann die Kommission und der Dechant Krumhaar von Pabneukirchen. Eybel publi- zierte: „Da vermöge höchster Resolution vom 24. Jänner dem hochwürdigen Linzeri- schen Domkapitel die Herrschaft Waldhausen zur Dotation übergeben, in Rücksicht auf das Stiftsgebäude nur das, was zur Herrschaftswohnung, zur Unterbringung von Beamten und Kanzleien wie auch zur Schule und zum Pfarrhof zu bestimmen kommt, hergestellt und erhalten, alles übrige aber entweder lizitando verkauft ober dem Schicksal überlassen, endlich die gesamten Stiftsgeistlichen in die normalmäßige Pen- sion vom Religionsfond übernommen werden, wie hingegen dasjenige, was nicht zur Übergabe an das hochwürdige Domkapitel geeignet ist, zum Religionsfond eingezo- gen werden muss, so ergibt sich die Aufhebung der bisherigen Stiftsadministration und der dermal noch bestandenen geistlichen Kommunität als eine notwendige Folge. Eben die bisher diesorts bestandene geistliche Kommunität, die sich überhaupt in ihrem Betragen gut ausgezeichnet hat, sah schon vorlängst diese Notwendigkeit selbst ein, da sowohl der diesortige große Schuldenstand als auch die bei dem Ge- bäude ohne große Unkosten nicht zu verhütende Gefahr des Einsturzes von Zeit zu Zeit zu jener Abänderung führte, die schon unter dem hochseligen Kaiser bei diesem Stift angetragen worden, und die nur mit Versuchen, ob etwa nach dem mit den Gläu- bigern gemachten Vergleich und durch Ökonomie dem Stift noch aufgeholfen werden könnte, verschoben worden ist. Die Akten und der Augenschein zeigen, dass den Ver- suchen der Erfolg nicht entsprach und nie entsprechen wird können. Es erübrigt nur noch, dass wegen der Veränderung seit 6 Jahren, nämlich seit der eingeführten Ad- ministration an, ein neues Inventar aufgenommen werde". Es wurden die Manifestationseide abgenommen dem Administrator, Hofrichter und dem Verwalter der Schallerbergischen Untertanen. Die Inventur wies aus 10.053 fl. 21 kr. 3 1/3 ₰ Bargeld, wovon dem Domkapitel 118 fl. 47 kr. 2 zukamen; 100.627 fl. 20 kr. Aktivkapitalien, sie blieben dem Religionsfond; 8711 fl. 32 kr. 1 3/4 ₰ Untertanenausstände, wovon das Kapitel 690 fl. 24 kr. 1 ₰ erhielt; 39 fl. 49 kr. Körnervorrat wurde vom Kapitel abgelöst; 9116 fl. 40 kr. Kasten- und andere Ausstände, wovon 56 fl. 22 kr. 2 ₰ dem Kapitel zufielen. An dieses kamen die liegenden Güter der Herrschaft Waldhausen samt den Schallerbergischen Untertanen und der Herrschaft Klingenberg. In Niederösterreich hatte das Stift noch unveräußert 1 Joch Äcker, 12 Tagwerk Weingärten, 10 Tagwerk Öden, die im Gesamtwert von 200 fl. dem Religionsfond verblieben. Die Mobilien in den Zimmern, geschätzt auf 45 fl. 11 kr., löste das Kapitel ab um 50 fl., die Baumaterialien (82 fl. 44 kr. 2 ₰ ) um 90 fl. Von den Passiven bestanden nur noch 119.000 fl. Schulden an Kremsmünster. Über das Archiv war kein Repertorium vorhanden; nach Aussage des Administrators und der Beamten befand sich darin auch kein Urbarial- oder sonstiges herrschaftliches Dokument von Wichtigkeit. In der Bibliothek war seit Ablieferung des Kataloges (1786) mit den Büchern keine weitere Veranlassung getroffen worden. Die Kirche besaß 300 fl. Stiftungsvermögen, 350 fl. freieigentümliche Kapitalien. In der Kirche fanden sich noch vor: 4 Kelche, 1 Paar Opferkandeln mit Tasse, 9 Paar zinnerne, 1 Rauchfass samt Schifft und Löffel, 1 kleines Kruzifix, 1 kleine

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