Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
458 Unter dem 30. Jänner 1793 überreichten Anton Edler von Rathgeb und Josef Bi- schof den Katalog der Manuskripte, aus welchem zunächst der Bibliothekar Grumich die ihm brauchbar scheinenden Stücke auszuwählen hatte (22. Februar 1793); 1 Stück in folio, 2 in qarto musste er an die Regierung zurückstellen. Später wurde der Bücherkatalog eingereicht. Die Bibliothekseinrichtung wurde in Mondsee 1793 um 74 fl. 12 kr. versteigert. Die Kataloge wurden mit Bericht vom 20. Oktober 1795 nach Wien geschickt und hierauf mit Hofdekret vorn 19. Februar 1796 die Bücher bekanntgegeben, welche an die k. k. Hofbibliothek eingesendet werden sollten; die nicht für die Linzer Bibliothek vom Studienkonsess und vorn Bibliothekar P. Lukas Fuchsjäger vorbehaltenen Bü- cher mussten an die Wiener Universitätsbibliothek gesendet werden, welche die Versteigerung für den Linzer Bibliotheksfond vorzunehmen hatte. Diese, in 33 Kisten verpackt, mit 400 Exemplaren eines gedruckten Kataloges und die für die Hofbibliothek bestimmten Bücher wurden auf einem eigenen Schiff nach Wien verfrachtet; den Transport begleitete der Regierungskonzipist Tausch von Glö- ckelsthurn. An die Hofbibliothek kamen: 1. Ciceronis M. T. Opera. Voll. II. Mediolani 1498. 2. Codicis Justinianei repetitae Praelectionis etc. Mogunt. 1475. 3. Historia tripartita ex Socrate Sozomeno, et Theodorico. Aug. V. 1472. 4. Joannis Januensis Catholicon seu Dictionarium. Aug. Vind. 1469. 5. Josephi Flavii Historia antiquitatis Judaicae, et Libri VII de bello Judaico. Aug. V. 1479. 6 Ludolphi de Saxonia Vita J. Christi e quatuor Evangelistis desumpta. Argentin. 1474. 7. Orosii Paul. Libri VII in christiani nominis querulos Aug V 1471. aeced. Ambrosii Hexaemeron, ibid. 1472. Item Historie von Apollonius König in Tiria und Sidonia. Augsb. 1471. Das Gleinker Stiftshaus in Linz wurde am 25. August 1792 um 4620 fl. an Leopold Huemayr, k. k. Baudirektionszeichner, verkauft mit der Verpflichtung die Stein'schen Regimentskinder bis Georgi 1793 gegen den Jahreszins von 19 fl. 47 kr. darin zu be- lasten. 1795 kam das Haus an Josefa von Hartmann. Gegenwärtiger Besitzer ist Josef Estermann. 1792 wurde die alte Pfarrkirche in Garsten abgebrochen (verkauft war sie wor- den um 400 fl.), 1804 der alte Friedhof in einen Garten verwandelt, an dessen Mauer sich auf einer zinnernen Tafel die Namen der dort beigesetzten Kapitulare, auf einer Marmorplatte die Grabschrift des letzten Abtes findet. Der Garten gehört zum Pfarr- hof. Marian Kammerhofer ging Ende März 1792 nach Göttweig, der letzte Prior von Garsten dorthin, woher der erste Prior Wirntho und der erste Abt, der hl. Berthold, nach Garsten gekommen waren. P. Marian nahm mit sich nach Göttweig die Stiftsannalen, die P. Augustin Digl, Subprior von 1776 bis zur Aufhebung des Stiftes, neuerdings abgeschrieben und ver- mehrt hatte. P. Marian legte in Göttweig Profess ab mit dem Vorbehalt „wenn Gars- ten nicht mehr auflebt". Er wurde Novizenmeister, Subprior, Seelsorger auf mehre- ren Stationen, Prior, Hauspfarrer, Professor, endlich Pfarrer in Grünau bei Hofstetten mit einem jährlichen Einkommen von 4000 fl. Dort starb er.
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