Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
452 Die Hofkommission ersuchte die Hofkammer den Vizebuchhalter bei der Stif- tungshofbuchhalterei Statzer ehestens zur Übergabekommission nach Linz abzuord- nen. Am 1. November spät abends kam Statzer in Linz an. Am 2. November fand eine Zusammentretung statt, am 3, November 1 Uhr nach- mittags wurde nach Mondsee abgereist. Kommissionsleiter war Eybel, ihm waren beigegeben Statzer, Schwingheim, Petermandl, Kreuzer; als Architekt intervenierte Martinelli; geistlicherseits nahmen an der Kommission teil der Bischof, Konsistorial- rat Stadler und der Kanzler Rechberger. Das Stift wurde förmlich aufgehoben. Am 5. November nach geendetem Gottes- dienst versammelte sich die Kommission, der Bischof mit seinen Räten und die Stifts- geistlichen (Socher, der Prior und 2 Valetudinarii, der Pfarrer und 3 Kooperatoren) mit den weltlichen Beamten im Speisesaal. Die kaiserliche Entschließung, welche die Aufhebung des Stiftes zur Folge hatte, würde publiziert, die Manifestationseide ab- genommen. P. Prior Liberat Mayer und die zwei Valetudinarii baten nicht in ein an- deres Stift übersetzt zu werden, sondern in ihren Zellen verbleiben zu dürfen. Es wurde ihnen gestattet, solange mit dem Gebäude keine Änderung getroffen würde; doch mussten sie selbst für die Herhaltung der Wohnung aufkommen. Würde eine Änderung geschehen, so könnten sie an jedem ihnen beliebigen, mit Einwilligung des Bischofs gewählten Ort ihre Pension verzehren. Der Prior starb 1795, 58 Jahre alt, P. Heinrich Sarsteiner, 70 Jahre alt, 1804 in Ischl, P. Josef Scherb 1806 in Mondsee, 57 Jahre alt. Als letzter von allen Mondseer Benediktinern starb der Pfarrer von Mondsee Bonifaz Bruckmayr am 8. Mai 1833, 90 Jahre alt. Die liegenden Güter samt der Herrschaft Wildenegg im Wert von 243.928 fl. 30 kr., das Stiftsgebäude (1500 fl.), das Hofrichter- (700 ft), Jäger- (80 fl.), Diener-Haus (70 fl.) wurden dem Bischof überlassen; ebenso das Dienerhaus zu Oberhofen (30 fl.), die Taverne zu Oberwang (887 fl.), das Sagmeisterhaus samt Holzfang (300 fl.), die Hofschmiede (70 fl.) und der „Weyerstadel" (100 fl.). Dagegen blieben dem Religionsfond das Prioratshaus (410 fl.), das Fischmeister- haus (25 fl.), das Zimmermeisterhaus (60 fl.), das Hofwäscherhaus (115 fl.) und das Haus zu Linz (3500 fl.). Dem Bischof wurden auch die Meierschaftsfahrnisse (4048 fl. 17 kr.) übergeben. Den Körnervorrat (1255 fl. 24 kr.) übernahm der Bischof um 1300 fl., dieMobilien und Fahrnisse (581 fl.) um 600 fl. Das Bargeld (11.144 fl. 24 kr. 2 4), die Aktivkapitalien (165.642 fl. 19 kr.), die In- teressenausstände (2022 fl. 14 fr. 2 4), die Preziosen (657 fl. 14 kr.), die Kellervorräte (5872 fl. 55 kr., darunter um 5000 fl. Wein), die Kellerausstände (750 fl. 40 kr.) über- nahm der Religionsfond. Baumaterialien waren vorhanden um 96 fl. Von den Naturalvorräten per 4083 fl. 28 kr. 3 4 wurde dem Bischof überlassen um 2912 fl. 3 kr. 3 5/6 ₰ , von den Untertanenausständen (11.219 fl. 31 kr. 1 ₰ ) 413 fl. 33 kr. 2 ₰ .
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