Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
20 die nach rektifizierter Dominikalfassion, ohne die dem Stift gehörigen Pfarren einzurechnen, 179.274 fl. 41 kr. repräsentierten, sattsam bedeckt, besonders wenn das Stift Kremsmünster die 168.000 fl. noch fernerhin zu 3 Prozent belassen wollte. Nachdem Kremsmünster eine Erklärung abgegeben, dass das Kapital zehn Jahre lang unaufkündbar belassen würde gegen Einsicht in die Wirtschaftsgebarung des künftigen Stiftsvorstehers, nach Ablauf der zehn Jahre aber von den jährlichen Einkünften Abschlagszahlungen im freundschaftlichen Einver- nehmen bestimmt werden sollten, wurde die Abtwahl gestattet 2. April 1768. Am 18. Mai wurde in fünfviertelstündigem Wahlakt, zu welchem sich 32 Votanten eingefunden hatten, der bisherige Dechant und langjährige Administrator des Stiftes Floridus Fromwald, gebürtig aus Melk, zum Propst gewählt in einem Alter von 46 Jahren. Fromwald halte selbst heimlich in Wien die Prälatenwahl betrieben, um das Stift der drohenden Gefahr der Aufhebung zu entreißen, in die es trotz der gebesserten Finanzlage durch die Unruhstiftungen eines Wald- hausner Kanonikus geraten war. Übrigens setzt sich die Geschichte der Waldhausner Schulden fort bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Die später folgenden Ausführungen werden die eingehende Vor- geschichte angezeigt erscheinen lassen. D. Prämonstratenser 12. Die Prämonstratenser-Abtei Schlägl. Chalhohus von Falkenstein hatte um den Beginn des 13. Jahrhunderts das Klösterlein St. Maria im Slag den Zisterziensern aus Langheim in Franken übergeben; nach 7 1/2 Jahren wurde das armselige, gar ungünstig gelegene Kloster von den grauen Brüdern verlassen, vom Stifter an einen günstigeren Ort verlegt und reicher dotiert den weißen Brüdern, d. i. Prämonstratensern, aus Oster- hofen übergeben. Im Jahr 1675 wurde die Propstei Schlägl zur Abtei erhoben. Nach dem Tod des Abtes Franz Pehringer (1751) und einer zweijährigen Administ- ration stand dem Stift als Abt Hugo Schmidinger vor (1754—1762). Sein Nachfolger Si- ard II. Dengler wurde gewühlt am 8. Februar 1763; 38 Votanten waren zusammenge- kommen; der erste und zweite Wahlgang blieben unentschieden, vor dem dritten mahnte der Generalvikar sich auf einen Tauglichen zu einigen, widrigenfalls er ihnen aus ihrem Gremio einen Abt benennen würde. Im dritten Wahlgang fielen 27 Stimmen auf den Herrn Siard, 33 Jahre alt, gebürtig aus Hofkirchen; er befand sich damals in studio iuris zu Wien. Unter dem vorgehenden Abt hatten sich die Passiven um 24.226 fl. 52 kr. 2 ₰ erhöht bis auf 169.489 fl. 52 kr. 2 ₰ der Aktivstand betrug 92.692 fl. 23 kr. 3 3/4 ₰ gegen 39.954 fl. nach Abt Franz, so dass also unter Abt Hugo eine Vermehrung des Ver- mögens um 28.511 fl. sich ergab trotz der schweren Kriegszeiten. E. Kollegialstift. 13. Hochbedeutend war das Kollegiatstift Spital am Pyhrn: sein Name sagt den ur- sprünglichen Zweck der Stiftung an und ihre Lage. Der Bischof von Bamberg Otto II. Graf von Andechs hatte 1190 am Fuß des Pyhrn und Boßruck an der Lehne des Schwarzenbergs eine Herberge gegründet für Pilger in das Heilige Land und arme Reisende überhaupt. Am Spitalkirchlein war anfangs nur ein Priester angestellt. Im Jahr 1418 wurde die
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