Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

446 gab", und fing zu reden an. Die Rede war sehr bescheiden und nichts weniger als bissig. Er betonte die außerordentliche Gnade Sr. Majestät und belobte sehr den Abbé Com- mendataire. Es folgte die Huldigung der weltlichen Offiziale, Beamten, Bürger und Un- tertanen. Um 12 Uhr war Tafel, nach der Vesper ein kurzes Operettl, mit 7 Uhr wieder Tafel und damit Schluss der gewöhnlichen Festordnung in Kremsmünster. Am 23. November fuhr die geistliche Kommission ab, die weltliche nahm die Über- gabe der Temporalien vor, bei welcher es dem Regierungsrat besonders zur Genugtu- ung gereichte, dass Prior und P. Rentmeister die Bitte vorbrachten das Stift in der vom Regierungspräsidium eingeführten und von dem Herrn Kommendatarabt betriebenen Administrations- und Kanzleiordnung noch ferner zu unterstützen, da von derselben al- lein die Aufrechthaltung des Stiftes abhänge, welches durch diese Ordnung sich gebes- sert habe und ohne diese Ordnung wieder in Verfall kommen müsste. Abt Erenbert schloss die Abtei ab; er blieb bis an sein Lebensende in der „Auszugs- wohnung". Der Abbé Commendataire verließ nach wenigen Tagen Kremsmünster; er hatte sich ein bescheidenes Quartier in Linz bestellt und begleitete, wie später mitgeteilt werden wird, als Konsistorialrat den Bischof auf seinen Reisen zur Übernahme der Dotationsgü- ter. Vom Stift bezog er jährlich 1000 fl., bis er endlich die Pfarre Altlerchenfeld in Wien bekam (1804). Die Engelszeller Zisterzienser hatten nach der Rückkehr des Kaisers von der ungari- schen Krönung die wiederholte allerhöchste Versicherung erhalten, dass die Wieder- herstellung ihres und anderer obderennsischer Klöster gleich nach Anfang des nächst- folgenden Jahres 1791 erfolgen würde. Da erging nach kaiserlicher Entschließung vom 13. Dezember 1790 das Hofdekret dd. 2. Jänner 1791: Der Bischof soll mit Mondsee und Baumgartenberg, der Generalvi- kar mit Engelszell, das Domkapitel mit Garsten dotiert werden. Die Engelszeller Zisterzienser gerieten hierüber in die größte Aufregung und Bestür- zung. Sie überreichten neuerdings eine Bittschrift dd. 21. Jänner 1791 um Wiederher- stellung des Stiftes. Sie geben darin ihrer schmerzlichen Enttäuschung den schärfsten Ausdruck: Sie glauben, dass ihr Kloster umso weniger zur Dotierung des „ohne Notwendigkeit er- richteten Bistums" verwendet werden könnte, da es „fremdes Eigentum", „nicht von einem österreichischen Landesfürsten, noch einem k. k. Vasallen, sondern von einem Ausländer, dem Passauer Bischof Bernhard von Brambach gestiftet und mit seinen väterlichen Erbgütern dotiert worden ist". Falls der Kaiser zur Dotierung des Linzer Konsistoriums die gänzliche Einziehung und Aufhebung eines oder mehrerer Klöster notwendig findet, so unterfangen sie sich einen hiezu weit nutzbareren Vorschlag zu machen: Das überflüssig reiche Stift Spital am Pyhrn soll aufgehoben werden. Die in diesem Stift aufgenommenen Priester sind nicht schuldig in diesem Stift zu bleiben. Sie genießen dort nebst der übrigen Unterhaltung eine sehr kostbare Tafel und reich- lichen, ja überflüssigen Trunk, so daß sie sich den größten Teil des für sie täglich be- stimmten Weines ersparen und das Geld dafür nehmen. Außerdem werden noch je- des haltende Amt, Predigt und die anderen Gottesdienste besonders bezahlt. So

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