Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

445 wieder als seinen Vorsteher anzunehmen. Ihre Bitte sei von Sr. Majestät allergnädigst ausgenommen worden. Die Landesstelle war darüber zornentflammt; sie bat unter dem 12. Oktober, dass zur Wahrung ihrer eigenen Ehre und der Ehre der landesfürstlichen Verordnungen dem Verlangen der Kremsmünsterer nicht stattgegeben werde. In den schärfsten Ausdrücken wird alles wieder aufgezählt, was die Regierung dem Prälaten bisher vorwerfen zu können glaubte. Dagegen wird der Kommendatarabt sehr gelobt. Dieser sei schon im laufenden Jahr durch die auf die baldige Rückkehr der vori- gen Unordnung und Willkür hoffenden Individuen in seiner Wirksamkeit dergestalt ge- hemmt worden, dass das Stift Kremsmünster das Pauschquantum nicht habe abführen können, in währender Zeit, als dasselbe Geld gehabt mehrere Kandidaten aufzuneh- men. Eybel wollte geradezu die Belassung des Abbé Commendataire beantragen, aber Präsidium ließ dies nicht zu „das wäre bei der gegenwärtigen Lage der Sache unpolitisch und würde nur als Widersetzlichkeit angesehen werden. Kremsmünster muss jetzt ei- nen Prälaten bekommen, da ist nicht mehr zu helfen, so widersinnig es auch ist". Die vereinigte Hofstelle trug dem Kaiser vor, dass sie schon unter dem 19. Jänner vorigen Jahres einverständig mit der obderennsischen Regierung auf einen dem Präla- ten zu erteilenden Verweis angetragen habe und auf eine ernstliche Verwarnung. Die allerhöchste Entschließung sei aber strenger ausgefallen: auf Amtsentsetzung. In geist- licher und disziplinärer Sache, überhaupt soweit man von den Verhältnissen des Stiftes Kremsmünster Wissenschaft habe, sei dem gewesenen Prälaten keine Ausstellung ge- macht worden. Auch vom finanziellen Standpunkt aus empfehle sich die Wiedereinset- zung des Exprälaten, da sonst das Stift diesem 1500 fl. jährlich geben und außerdem den neugewählten und dann noch den Ex-Abbé Commendataire unterhalten müsste. Der Kaiser genehmigte das die Wiedereinsetzung des Exprälaten befürwortende Einraten der Hofkommission am 20. Oktober und unter dem 5. November erging das Hofdekret, dass in der Wahl eines Prälaten von Mondsee einzuhalten sei bis zur gänzli- chen Berichtigung des Dotationsgeschäftes, der vorige Abt von Kremsmünster aber, den die Stiftsmitglieder zu ihrem Vorsteher so sehnlich wünschen, ohne weitere Wahl in seine vorige Würde und Aktivität wieder eingesetzt werde. Über Wunsch des Stiftes wurde hiezu eine bischöfliche und eine landesfürstliche Kommission abgeordnet mit dem Generalvikar und mit Eybel an der Spitze. Die feierliche Wiedereinführung fand statt am 22. November. Der Kommendatarabt war auf kurze Zeit nach Melk und Wien verreist. Der Wieder- einsetzungsfeier des Prälaten wohnte er bei. Er hatte sofort die Abtei geräumt, damit der Prälat sie beziehen könne. Der Generalvikar hielt Hochamt und Tedeum. Vor dem Evangelium überreichte er dem Abt Ring und Stab; Erenbert hatte übrigens auch nach seiner Absetzung Vespern und Ämter in pontificalibus gehalten. Nach der kirchlichen Feier trat Herr Eybel mit seiner Kommission auf; obwohl der Konvent dabei nichts zu tun hatte, blieben viele im Tafelzimmer gegenwärtig; auch die geistliche Kommission erschien wieder dazu. Eybel bedeckte sein Haupt, was einem Kremsmünsterer Herrn „starke Anmahnung an den verstorbenen König von Preußen

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