Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
436 nach Ablauf des Jahrestermines demSocher zur Personalresidenz sich nach Straßwalchen zu begeben, schließlich mit Setzung eines sechswöchentlichen Termines. Die Regierung war darüber sehr erzürnt und sah darin nur eine Repressalie sei- tens Passaus, weil der Weihbischof Thun seine obderennsische Pfarre Kalhamwegen Nichtresidenz dem Kanonikus Treml hatte überlassen müssen, und das Hochstift eine ähnliche Verfügung in betreff der Pfarre Sierning fürchtete. 60 Die Regierung fand, dass Socher, der durchaus der Administration entledigt wer- den und Pfarrer in Straßwalchen sein wollte, auch von Straßwalchen aus die Ober- aufsicht über die Mondseer Administration führen, einen Stiftsgeistlichen sich als Administrationsadjunkten wählen und von Zeit zu Zeit selbst nach Mondsee zu eini- gem Aufenthalt kommen könnte. In diesem Sinn wurde nach dem Referat Eybels Hofbericht über Straßwalchen erstattet (Linz 12. Jänner 1790). Die Regierung erntete volles Lob für ihr gründliches und zweckmäßiges Beneh- men gegenüber Salzburg mit dem Auftrag dem Herrn Mittelsrat Eybel (das „von", das vor seinen Namen (wie häufig) geschrieben war, wurde ausgestrichen) als Refe- renten das allerhöchste Wohlgefallen zu erkennen zu geben. Beim Hochstift Passau sollte die Regierung die Angelegenheit ebenfalls in dem gewöhnlichen Weg der her- gebrachten Korrespondenz einleiten und die (im Hofbericht) ganz wohl angeführten Beweggründe in der gelassensten und freundschaftlichsten Art, ohne etwas von der Pfarre Kalham und Sierning zu melden, geltend machen. „Indessen und bis auf wei- tere Anordnung kann die Pfarre Straßwalchen von dem Administrator des Stiftes Mondsee mit Beiziehung eines Administrationsadjunkten besorgt werden, auf des- sen Beförderung man seinerzeit Bedacht nehmen wird" (Wien 1. März 1790). So löste sich die eine politische Schwierigkeit, über welche in der Dotationsfrage die Buchhalterei ihr Bedenken geäußert hatte. In ihrem Hofbericht dd. 1. September 1789 über die getroffene Wahl des Bi- schofs rät die Regierung ein, ihm St. Florian und Lambach zu geben. Die Regierung macht geltend: Bei Wilhering müsste eine Menge Personen vom Religionsfond in Pension übernommen werden, die vorhandenen Stiftsgeistlichen sind zum Teil noch jung. St. Florian und Lambach haben beinahe lauter emeritierte Männer, die sich selbst überlassen werden können, die überall mit Ehren und An- stand die ihnen gnädigst zugestandene Ruhe genießen werden. St. Florian wäre eine herrliche Bischofsresidenz. Auch braucht man Wilhering, um die Administration von Schlierbach zu übernehmen, so wie es schon die von Engelszell besorgen muss ; und wenn es später keine Kandidaten mehr bekommen würde, könnte es eine prächtige Fabrik abgeben. Über die Einkünfte der drei Stifte werden Berechnungen vorgelegt. 60 Treml fungierte als Pfarrer in Kalham vom 3. November 1789 bis 28. Juni 1790, bis er infulier- ter Domscholaster wurde. Thun blieb Pfarrer. Nach dem Abgang Tremls versahen wieder Vikare die Pfarre für die Passauer Domherren und Weihbischöfe Graf Firmian und Graf Gaisruck, spä- teren Kardinal und Erzbischof zu Mailand. Erst von 1818 ab hatte Kalham Pfarrer aus der Linzer Diözese. Die Pfarre Sierning war dem Passauer Domkapitel inkorporiert; der letzte Pfarrvikar Sigismund Steidl wurde 1798 der erste Pfarrer in Sierning.
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