Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

434 zu denken; noch dazu hatten sie die Steuerregulierung selbst oft mit vielen Unkosten bezahlen müssen; für die Vermessungen, Schreibereien etc. hatte z. B. das Stift Kremsmünster 27.421 fl. 36 kr. ausgelegt. Empfindlich fiel den Herrschaften auch die neue Art der Steuereintreibung: das Land wurde in Bezirke, diese in Gemeinden ein- geteilt, in jeder ein „Richter" aufgestellt, der die Steuern einzunehmen und an den in jedem Kommissariat angestellten kaiserlichen Beamten zur Abfuhr nach Linz zu bringen hatte ; früher brachte die Steuern der Untertan zur Herrschaft, jetzt die Herr- schaft zum „Richter". Aber auch die Bauern waren unzufrieden mit der Steuer: sie war ihnen zu hoch, die Vermessung oft ungenau, die Berechnung des Bruttoertrages unzutreffend, bloß ge- nommen aus gewissen Haupt-Körnergattungen ohne Rücksicht auf Nebenfrüchte und Industrialnutzungen, welche doch bei gleich großen und gleich fruchtbaren Grundstü- cken einen bedeutenden Unterschied im Vermögen ausmachen. Die Bauern hatten ge- genüber den Herrschaften den Anspruch auf Aushilfe in Unglücksfällen verloren. Die ganzeWirtschaft des Bauernwar auf Naturalleistungen eingerichtet, bares Geld konnte er schwer aufbringen. Dazu kam, dass der Bauer sich schon zugrunde gerichtet fühlte durch das Gesetz (vom 11. Mai 1786) über die Intestaterbfolge, wodurch allen Ge- schwistern gleiches Erbrecht zugesprochen war; selbst bei testamentarischer Erbfolge mussten Pflichtteile nach Maßstab des Intestaterbteiles ausgezahlt werden ; die nach- (oder vor-) geborenen Geschwister sollten aus dem Erbe Geld bekommen, um sich mit demselben der Industrie, dem Gewerbe zuzuwenden. Der bäuerliche Grundbesitzer musste verschulden; neue Gesetze über Hypothe- zierung hatten den Realkredit gestärkt und das Schuldenmachen verhängnisvoll er- leichtert. Das leidenschaftliche Drängen der Regierung auf Vermehrung der Popula- tion, womit sich oft das Hungern und Dürsten der Herrschaften nach mehreren „Kon- sumenten" von Bier und Branntwein vereinigte, brachten mit sich staatliche Maßre- geln zur Zerstücklung der großen Bauernhöfe; neue Dörfer, „Kolonien" entstanden, das Volk nannte sie „Bettelkolonien". Alles lebte schlechter als früher, die allgemeine Unzufriedenheit wuchs ungeheuer. Allenthalben klagte man, dass die Redlichkeit abnehme, das Leben unangenehmer werde, das gegenseitige Zutrauen schwinde; die „Kontrolle" musste bei den Grundsät- zen undMaßregeln Josefs ein Haupt-Staatsfaktor Werden, die „Hohe Polizei-Direktion“ mit ihren uniformiertenMannschaften, ihren „Vertrauten", „Freunden und Korrespon- denten" wurde zur Signatur des Monarchen der Freiheit durch Aufklärung. Doch die zur Sache dienliche oder notwendige Rekognoszierung auf wirtschaftli- chem Gebiet soll nicht werden zur Abschweifung auf das soziale im weitesten Um- fang: Zweck und Veranlassung des Exkurses war zu zeigen, wie schwierig die Verhält- nisse auf den Herrschaften waren zur Zeit, da das Bistum mit Herrschaften dotiert werden sollte, während der Staat der Herrschaften sich zu entledigen suchte. Unter dem 5. August 1789 erinnerte die Regierung den Bischof, dass er nach Hof- befehl vom 5. Juli selbst Güter in Vorschlag bringen solle; dem Bischof werde es be- kannt sein, dass unter den Kameralherrschaften nur Pulgarn und Ottensheim, unter den Stifts- und Klosterherrschaften St. Florian undWilhering am nächsten, jedoch auch

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