Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
415 Altar, gab den Segen und es folgte der feierliche Auszug aus der Kirche. Um 11 Uhr war die Festlichkeit vorbei, es folgte die Tafel, dann um 4 Uhr die unausbleibliche Opera. Um 8 Uhr wurde mit einer Tafel die Solennität geschlossen. Am 18. September um 12 Uhr wurden wieder alle zum Bischof gerufen und ihnen etwelche Punkte betreffend die Disziplin und Ordnung vorgetragen, anderes sollte ihnen erst von Linz aus zukommen. Am darauffolgenden Sonntag wurde mit dem Chor schon die neue Einrichtung be- gonnen. Diese ordnete an: Metten und Landes werden privatim gebetet. Um 1/2 6 Uhr ist an gewöhnlichen Tagen die Meditation und um 3/4 6 Uhr die Prim; Terz, Sext und Non werden wiederum privatim rezitiert, um 9 Uhr wird das Konventamt gehalten, mit 3 Uhr die Vesper, um 7 Uhr das Komplet. Nur an acht Festtagen sollte die Mette, wie sonst gebräuchlich war, gehalten werden. Die früher von den Oberen bestellten Konventbeichtväter wurden abgeschafft, je- der Kapitular konnte sich einen nach Belieben wählen. Die Tischlesung sollte nur eine halbe Stunde dauern, nie durften hiezu die Regeln oder die Constitutiones austriacae genommen werden. Das Zeichen zum Stillschweigen durfte weder in der Frühe noch nachmittags noch unter dem Komplet gegeben werden. Der Abendtisch wurde von 5 Uhr auf 6 Uhr verlegt, die Kollation an Fasttagen auf 6 1/4 Uhr. Jedem wurde es freige- stellt außer das Stift spazieren zu gehen, ohne sich um Erlaubnis beim Oberen gemeldet zu haben. Zur Sommerzeit musste die Konventpforte um 9 Uhr gesperrt werden, bis zu dieser Stunde mussten alle zu Hause sein. Man sieht aus den Abänderungen, dass die Klosterdisziplin gewiss keine laxe gewe- sen war. Man sieht aber auch daraus nach den Worten des Kremsmünsterer Chronik- schreibers, dass man darauf angetragen hat die klösterliche Disziplin zu zerrütten, und die Folge hat noch mehr gezeigt, dass wesentliche Stücke des Klosterlebens in Verfall gerieten, und dass die uralte Regel des hl. Benedikt in hiesigen Gegenden nur noch dem Namen nach gekannt wurde. „Kein Wunder demnach, wenn trübe Verhängnisse nach der Zeit das Stift, nachdem es in seinen Standespflichten die Gott geschworene Treue gebrochen, auch in zeitlichem Wohlstand geschmälert und Gottes Segen sich von sel- bem entfernt hat." Der Bischof hat diese „saubere Reformation" nicht so ganz eigenmächtig, als viel- mehr auf Veranlassung einiger Konventualen, die als Beschwerdeführer auftraten und sich mit ihm hierüber besprachen, veranstaltet (Chronik). Im selben Jahr feierte auch noch der Prälat von Lambach seine Sekundiz in Anwe- senheit des Bischofs und mehrerer Prälaten. Sehr charakteristisch ist, wie im Jahr 1787 der Prälat von Kremsmünster seine Ju- belprofess gefeiert hatte. Er hatte versprochen, sie in die Hände des Abtes von Lambach abzulegen. Nun hatte der Bischof von Linz Herberstein bei einer Anwesenheit in Krems- münster (1786) versprochen, dass er bei solcher Solennität erscheinen werde. Der Prä- lat deprezierte dagegen und konnte sich schließlich nicht anders helfen der angetrage- nen Ehre sich zu erwehren als durch die Erklärung, alles in der Stille halten zu wollen. So wurde denn am 30. Mai dem Prälaten vom Konvent, den Akademisten, den weltli- chen Offizialen und den anwesenden Gästen gratuliert und dann ein gewöhnliches
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