Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
16 Am 10. Juni 1771 wurde bei Anwesenheit von 20 Votanten per vota eminenter mai- ora zum Abt gewählt der Beichtvater des Frauenstiftes Niedernburg in Passau Erenbert III. Meyer, geboren zu Kirchdorf 1716. Er hatte im Stift die Würde eines Regens der ade- ligen Akademie und eine Theologie-Professur bekleidet. Dieser Abt bekam die allerhef- tigsten Kämpfe mit der Regierung Josefs II. 2. Das älteste Stift der ganzen österreichischen Monarchie war die berühmte Bene- diktinerabtei Mondsee, gegründet 739, beziehungsweise 748 durch Herzog Odilo von Bayern; vollendet wurde die Stiftung durch seinen Sohn Thassilo II., besetzt aus dem Kloster Monte Cassino. Es war ein in jeder Beziehung, in Pflege des Unterrichtes, auch Besorgung hoher Schulen, in Kunst und Wissenschaft und Reichtum herrliches Stift. Es besaß Güter und Gerechtsame zu Lehen vom Bischof zu Regensburg. 5 Einemerkwürdige Fügung: der erste vonMonte Cassino gekommene Abt führte denNa- menOpportunus (I.), dann immehr als tausendjährigen Bestand des Stiftes keiner mehr; erst der letzte Abt (Dunkl) führte wiederum den Namen Opportunus (II.). Dessen Wahl war er- folgt am 9. November 1773, einstimmig. Nach dem Übergabsprotokoll betrug das Stiftsver- mögen an Realitäten, Aktivkapitalien, Untertanenausständen, Naturalvorräten 452.693 fl. 12 kr. 2 ₰ die Passiven 11.954 fl. 22 kr., also ein Reinvermögen von 440.738 fl. 50 kr. 2 ₰ . Dunkl, geboren zu Puchheim 1728, war vor der Wahl zum Abt Professor an der Uni- versität Salzburg, auch schriftstellerisch tätig gewesen. 3. Die Abtei Lambach war ursprünglich die Stammburg der Grafen von Wels und Lam- bach. Arnold II. übergab sie als ein Kapitelhaus an zwölf weltliche Kanoniker, welche er an die von seinem Vater Arnold I. gestiftete Pfarrkirche Lambach berufen hatte. Der Sohn Arnolds II., der hl. Adalbero, Bischof vonWürzburg, übertrug inMitte des 11. Jahrhunderts die Stiftung dem Benediktinerorden; Mönche von Schwarzach nahmen Besitz davon. Am 25. Oktober 1746 wurde der Kuchelmeister des Stiftes Amandus Schickmayer, geboren 1732 zu Perg, als Abt gewählt. Das Aktivvermögen betrug bei der Inventur nach seinem Vorgänger 191.730 fl. 4 kr., dazu bedeutende Wein- und hinreichende Getrei- devorräte; die Schulden hinaus 130.950 fl. 4. Eine großartige Stiftung der Ottokare auf der märkischen Steirerburg war Gars- ten, ursprünglich gegründet von Ottokar V. als ein Kloster für weltliche Chorherrn im Jahr 1082, im Jahr 1107 von Ottokar VI. gestiftet als Benediktinerabtei. Der hl. Berthold, Mönch von Göttweig, war der erste Abt zu Garsten. Als letzter wurde gewählt der Prior Maurus Gordon am 12. Jänner 1764, im ersten Wahlgang einstimmig. Er war geboren zu Weyer 1726. Der Vermögensstand des Stiftes war ein vorzüglicher. Der jeweilige Abt von Garsten war Erb-Landes-Hofkaplan in Österreich ob der Enns. Als solcher las Maurus Gordon die heilige Messe in der Minoritenkirche (der Ständekir- che) zu Linz am 21. Jänner 1765 vor Kaiser Josef und seiner Braut Maria Josefa. Es war die letzte Funktion des altständischen Erb-Landes-Hofkaplans im Land ob der Enns. 5. Ottokar VI. half auch mit bei der Stiftung Arnholms von Glunich, der mit seinem 5 Die Gemahlin Ludwigs des Deutschen Hemma wünschte sich das Kloster Obermünster in Regensburg; sie erhielt es und der Kaiser entschädigte dafür die Bischöfe von Regensburg mit Mondsee. Bis ins 12. Jahrhundert blieb es Mensalgut der Bischöfe. Dann kam es ins Lehensverhältnis.
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