Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
397 besitzt unstreitig die prächtigste Orgel im Lande und diese ist auch wegen ihrer Konstruk- tion und Eigenschaften die allerangemessenste für die Domkirche und der Fürsteher des Stifts, der Herr Prälat Administrator, der vorzüglichste Verehrer des Herrn Bischofs Exzel- lenz und des hochwürdigen bischöflichen Konsistoriums, der sich gewiss zur Ehre rechnen wird sein Geschöpf in der Domkirche zu Linz verewigt zuwissen. Der Herr Inspektor Preisch hat bereits eine Abmessung vorgenommen und der Versuch wird jedermann solcherge- stalt überzeugen, dass, wenn der Chor, wie es auch wegen der Engelszeller Orgel gesche- henmüsste, mit wenigeren Unkosten vorwärts erweitert und erniedert wird, noch auf bei- den Seiten der Orgel ein kleiner Raum übrig bleibt und der ganze Chor ein herrliches An- sehen und Bequemlichkeit erhalten wird; 2. wenn das Stift Florian, wie man vernimmt, ohnehin eine andere mindere Gestalt erhält, so wird dieses prächtige Werk von einer Or- gel ganz überflüssig werden und gesetzt auch, es bliebe ein solches Gotteshaus, welches mit mehreren Orgeln und einem vornehmen Werk versehen sein müsste, so hätte nebst der für die Domkirche abzugebenden größten Orgel das Stift noch 3 Orgeln, worunter die neu verfertigte ein ganz besonders gutes Werk ist und nach Sage mehrerer Musikverstän- diger der größeren an Stärke beinahe ähnlich sein soll ; dann ist die Johannesspitalkirche auch noch mit einer für jede Pfarre passenden Orgel versehen; 3. ist das Stift Florian ohne diese erst vor kurzen Jahren neu hergestellte große Orgel viele hundert Jahre schon be- standen und würde, wenn es darauf ankäme, wohl noch immer bestehen können; 4. ist das Stift Florian schon derzeit mit so wenig Musikpersonale versehen, dass ohne fremdes Personale niemals eine so besetzte Musik aufgeführt werden kann, wozu die größte Orgel appliziert werden könnte; 5. würden der Stift Florianischen Administrationskasse und dem Religionsfond die kostbaren Reparationsunkosten erspart werden; 6. würde ewig schade sein, wenn selbe im Stift Florian ohne Reparation auf immer unbrauchbar werden sollte; 7. die Entfernung beträgt von Florian bis Linz höchstens 3 Stunden; da würden sich doch die Überbringungskosten lohnen; 8. würde hiedurch der Domkirche und der Hauptstadt Oberösterreichs ein ewiges Denkmal dieser Epoche aufgestellt, schon hiedurch allein der Domkirche vor den Stiftskirchen ein Vorzug verschafft und den hohen Herrschaften, der Bürgerschaft und den Durchreisenden ein Vergnügen, den Stiftern dieser Wohltat aber ein ewiger ruhmvoller Dank erregt werden; 9. endlich würde das Stift Florian mancher Gäste und Unkosten entlastet, da diesem kostbaren Orgelwunder zu Gefallen mehrere Vorbei- reisende zum Schaden der Stiftsökonomie das Werk angestaunt haben (und die beiden vielleicht nicht?). Vielleicht würde gar unter der Linzer Bürgerschaft ein und anderer Wohl- täter sich hervortun, zu dem nötigen Chorbau einen ergiebigen Beitrag zu machen. Und gleichwie sich hoffen lässt, dass sich das hochwürdige Konsistorium auch ganz gewiss um diese Orgel von Florian bewerben werde, so schmeicheln wir uns ebenfalls, dass einemwohllöblichenMagistrat als Vogtei an Erhaltung derselben nicht wenig gelegen sein wird. Wir bitten demnach untertänigst unsern gegenwärtigen patriotischen und für alle Seiten bestmeinenden Wunsch mit triftigeren Beweggründen und Fürbitten an eine hochlöbliche Regierung einzubegleiten. — So schreiben die zwei Musiker. Der Bürgermeister Pfülb gab das Gesuch an die Regierung mit den Worten: „Es hangt also bloß allein von einer hohen Landesregierung ab, dieses zur Verherrlichung der Dom- pfarre ewige Denkmal als eine Epoche zu hochselber unvergesslichem Ruhme in seine Er- füllung kommen zu machen."
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