Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
394 92. Auflösung des Stiftes Engelszell. Die Tagsatzung zur Versteigerung von Wein und Fahrnissen, des Meierhofes und der Gründe des Bräuhauses und anderer Realitäten des Stiftes Engelszell wurde angesetzt auf den 27., 28., 29. März 1788. Der Abt von Wilhering begab sich zur Lizitation nach Engels- zell. Dort wurde die Amtierung beschlossen am 5. April. Für 11 Joch 1470 Klafter Äcker wurde erzielt ein jährliches Bestandgeld von 117 fl. 27 kr.; für 46 Joch 545 Klafter Wiesen und Gärten 249 fl. 33 kr. 1 ₰ . Die Verbestandung ge- schah auf 9 Jahre vom 1. April 1788 bis 1. April 1797. An Äckern blieb nichts unverbestandet, an Wiesen behielt man sich zur Stifts- herr- schaft Engelszell 11 Joch 439 Klafter („die Kühweide"). Die Fischwässer wurden um jährlich 15 fl. verbestandet, die außerordentlich baufällige überschlächtige Klostermühle um 351 fl. vererbrechtet, der Fischbehälter um 20 fl., das Hofrichterstöckl um 150 fl., das Sommerhäusl um 15 fl., ein „Grundort" per 360 Klafter für 36 fl. und „ein anderes" per 200 Klafter um 20 fl. Unverkauft blieben noch die Weingärten in Niederösterreich, der Zehent zu Tulln, das Jägerhaus, das große und das kleine Gartenhaus, das Hühner- und Binderhaus, die Meier- hofgebäude, die Wagen- und Ladenhütte zu Engelszell, das Landgerichtsdienerhaus zu St. Ägidi, das Haus zu Krems, dann die im Inventar nicht aufgeführten Häuser zu Kritzendorf, Heiligenstadt und Hundsheim. Vorläufig schien es auch nicht ratsam das Jägerhaus zu Engelszell und das Dienerhaus zu St. Ägidi zu verkaufen, denn durch ersteres ging die Ein- und Ausfahrt zu dem mit einer Mauer umfangenen Klostergebäude und das zweite musste solange für notwendig erach- tet werden, als die Privat-Landgerichte ihre Existenz behielten; das große und kleine Gar- tenhaus waren eigentlich unbrauchbar gewordene Glashäuser, worin ein Stübl für den Gärtner angebracht war. DieMeierhofgebäude konntenwieder notwendig werden, da die Gründe nicht vererbrechtet, sondern nur verpachtet wurden. Die beim Stift vorfindlichen Mobilien, geschätzt auf 652 fl. 54 kr., erzielten 1275 fl. 9 kr. 1 ₰ ; mehreres blieb unverkauft, anderes wurde dem Pfarrer in Engelszell zu eigenem Gebrauch überlassen. Die lebenden und toten Meierschaftsfahrnisse waren geschätzt auf 1492 fl. 1 kr. und erzielten 2004 fl. 6 kr. Für Wein und leere Fässer wurden gelöst 19.156 fl. 6 kr. noch über die von der Auflas- sung an bis zur Lizitation vom Binder an verschiedene Parteien verkauften und in der Ok- toberrechnung aufscheinenden 349 Eimer. Das Brauhaus konnte damals noch nicht verpachtet werden wegen zu geringen Ange- botes; bei einer folgenden Lizitation wurde ein jährlicher Bestand von 778 fl. erreicht. Für Malz und Bräuhausgerätschaften wurden eingenommen 1359 fl. 11 kr. Auf dem Bräuhaus wurde auch immer die Hofwirtschaft ausgeübt, welche den Markt Engelszelleri- schen Wirten für 24 fl. in Bestand verlassen wurde mit der Ausnahme, dass dem Bestand- mann des Bräuhauses die Bier- und Branntweinschank vorbehalten sein sollte. Das Haus zu Heiligenstadt und die Weinberge daselbst waren geschätzt auf 1291 fl. 50 kr.; am 30. Dezember 1788 wurden sie versteigert um 1310 fl. Der Hof bei Kritzendorf, dann die bei Wien gelegenen Weingärten, geschätzt auf 870
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