Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

373 Eybel das Gerät schon vor geraumer Zeit nach Wien abgegangen sei. An den Propst erging der Bescheid unter dem 9. Juli (!) 1788, das Stift könne bei diesen Preziosen nicht verkürzt werden, weil es nicht Stifts-, sondern Kirchenpreziosen seien, aber auch die Kirche nicht, weil diese Preziosen früher als toter Prunk gar nichts eingetragen ha- ben, künftig aber Interessen tragen werden und überdies der höchste Hof selbst nicht zur Verkürzung, sondern zur billigsten Schadloshaltung der Klosterkirchen die Modali- täten vorgeschrieben habe, wie die Kloster- und Kirchenpreziosen zu veräußern seien. Das bitterste Misstrauen war erweckt und so wollte man leicht bemerken, wie ein Stiftschronist erzählt, „dass mehrere Stücke in Linz zurückgeblieben und manch lau- nichte Dame und Maitresse bekannte Kirchenpreziosen auf ihrem Kopf, an ihrem Hals und an ihren Fingern getragen habe." 87. Realitäten-Veräußerung. Der Bericht über die Silberablieferung im unmittelbaren Anschluss an die Stiftsin- venturen hat bereits zu einem lichteren Ausblick geführt, in einen Zeitpunkt, in welchem schon eine Wendung zum Besseren sich bemerken lässt. Mit unentwegter Entschieden- heit aber bestand die Regierung auf der Veräußerung von Stiftsrealitäten. Nach unablässigen Betreibungen (S. 276) an die Prälaten von Lambach und St. Flo- rian, an letzteren auch hinsichtlich der Waldhausner Realitäten, kam es im Oktober 1787 zur Veräußerung der Weingärten der Stifte Lambach und St. Florian und zwar ge- mäß der Hofverordnung vom 2. April 1787, wonach die Schätzung und Versteigerung durch die Staatsadministration vorgenommen werden sollte mit Ausnahme der in Leibgeding verlassenen Weingärten, die den Leibgedingeinhabern gegen Aufgabe eines Drittels vom Schätzungswert angetragen werden mussten. Der Erlös war den Stiften zur Tilgung ihrer Schulden zu übergeben (17. September 1787). Verkauft wurden die Lambacher Weingärten zu Langenlois und Krems samt Leshof, geschätzt auf 858 fl. 30 kr., 1407 fl., 1028 fl., um 1574 fl., 5038 fl. 30 kr., 3996 fl; 12 Viertel, gelegen um Weißkirchen, geschätzt auf 228 fl., 40 fl., 70 fl., 70 fl., wurden den Leibgedingeinhabern überlassen um 278 fl., 100 fl., 140 fl., 300 fl. Der Abt protestierte zwar gegen letztere Hintangebung, da durch Versteigerung 1500—1600 fl. hätten erzielt werden können. Doch umsonst! Von den Florianer Realitäten wurden im Oktober 1787 zur Versteigerung gebracht zunächst die Weingärten und der Leshof zu Kritzendorf. Die Schätzung war ausgefallen auf 3810 fl. 4 kr., darunter der Leshof mit 2360 fl. 34 kr. Dieser aber erzielte samt 7 1/2 Viertel Weingärten nur 1600 fl. Bei den übrigen wurde ein Zuwachs von 709 fl. 43 kr. erzielt. Über den Leshof mit 7 1/2 Vierteln wurde eine neue Versteigerung angeordnet und bei dieser erzielt 2500 fl. Versteigert wurde der Hof zu Weinzierl nächst Krems samt Weingärten und Wiesen, geschätzt auf 3242 fl., um 10.899 fl.; der Hof zu St. Michael samt Weingärten, Waldun- gen und anderen Gründen, geschätzt auf 1261 fl., um 2922 fl.; endlich bei der Lizitation im Gaminger Hof die auf 3820 fl. geschätzten Weingärten um 7217 fl. Aber auch andere Realitäten kamen zur Veräußerung, so beim Stift Lambach die

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