Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

367 Hoftaferne zu Kremsmünster ein. Als seine Ankunft bekannt wurde, kamen sogleich einige Geistliche, darunter der neuernannte Prior P. Wolfgang Leuthner und der P. Kästner. Diese bezeugten über die gewöhnliche Frage wegen Zufriedenheit und Wohlseins durchaus ihre Beruhigung; Eybel gab ihnen sofort zu verstehen, dass ihm diese Äußerung nicht aufrichtig scheine, da sie doch als Hauptpersonen unter denje- nigen sein werden, die als Beschwerdeführer gegen die Regierung aufgetreten seien. Die Patres beteuerten, von einer Beschwerde nichts zu wissen, insbesondere versi- cherte der P. Prior, dass er für alle gutstehen könne, dass, seitdem er Prior sei, hiemit seit dem 17. Dezember 1787, keine Beschwerde im Kapitel oder außer demselben in Vortrag oder Umfrage gekommen sei. Eybel wies ihnen nun die Beschwerdeschrift vor —mit Eifer und Verwunderung wiederholten sie die Beteuerungen ihrer vollständigen Unwissenheit darüber und der P. Kastner setzte noch bei, er habe öfter dem Prälaten gemeldet, dass die Regierung zu ihren Anordnungen guten Grund und sichere Wei- sung habe; wenn der Prälat weniger Beschwerlichkeiten machen würde, so würden sie um so gewisser beisammen bleiben können und die vasa sacra wären doch nichts anderes als eine Sache, die durch das Stiftsvermögen, durch die Herren Prälaten her- beigeschafft worden sei; sie wären nicht einmal wie die Opfer in den locis thaumatur- gicis res ecclesiae, sondern monasterii. Eybel ging sodann zum Prälaten und setzte ihm den Zweck seines Kommens aus- einander. Der Abt war so betroffen, dass er erst nach einer Pause sich äußerte, kapi- tulariter habe er zu dieser Beschwerde keine Umfrage gehalten, er habe nur dem P. Georg nach Wien berichtet, was geschehen sei, mit dem Beisatz, er solle dort Nach- frage halten, ob es ratsam sei eine Schrift darüber einzureichen, und wenn dies bejaht werde, sogleich eine solche überreichen. Über den Inhalt der Schrift würde also P. Georg responsabel sein. Hierauf verfügte sich Eybel in den Konvent, um sich mit der Äußerung der Konven- tualen das vom Prälaten Gesagte bestätigen zu lassen. Am nächsten Tag wurde dem Prälaten der Regierungsauftrag und die Hofbeschwerde vorgelesen. Der Prälat erwi- derte durch Übergabe einer schriftlichen Äußerung. Laut dieser waren schon anfangs Dezember nach Erhalt der Regierungsverordnungen einige Kapitulare zum Prälaten gekommen mit dem Andringen bei allerhöchstem Hof vorstellig zu werden. Der Prälat befragte hierüber den Konvent in einem Kapitel und mehrere wollten eine solche Vor- stellung. Die Sache verzog sich. Als nun die Preziosen von der Kirche weggenommen wurden, schrieb der Prälat diesen Vorgang nach Wien mit dem Bemerken, wenn es dort angeraten würde, könnte ein Anbringen eingeleitet werden, um womöglich die Schätze der Kirche wieder zurückzubekommen, ohne dass beigerückt worden wäre, ob es nur in des Prälaten oder zugleich auch des Konvents Namen geschehen solle. Der Prälat wusste bis zum vorigen Abend nicht, ob eine Beschwerdeschrift eingereicht worden, viel weniger, was Inhalt und wer der Unterzeichnende wäre. Insbesondere beteuerte der Abt, gegen den sechswöchentlichen Aufenthalt der Inventurskommis- sion niemals geklagt zu haben, er habe sich vielmehr verwundert, dass diese das Ge- schäft in so kurzer Zeit vollendet. Nie auch habe er der Landesstelle zu Last legen wol- len, als ob dieselbe gegen die allerhöchsten Verordnungen gehandelt habe. Hart habe

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