Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

366 mit wenig Silber beschlagen, 2 Verzierungen von Silber auf den Seitenaltären des hl. Agapitus und der hl. Candida. In der Krankenkapelle: 1 Kelch mit Patene. In der Kirche: 1 Monstranz, 1 großes Ziborium, 2 kleine; 1 „Sarg vom hl. Benedikt" (Reliquienschrein) 60 fl. In der Studen- tenkapelle: auf den Kanontafeln 4 Engelsköpfe von Silber und 4 Schilder, 1 schwarzge- beiztes Kreuz mit silbernem Christus. In der Zimmerkapelle des Herrn Abten Jakob (von Kleinmariazell): 1 silberner und vergoldeter Kelch samt Patene. Summe des belassenen Kirchensilbers 11.988 fl. 11 kr. und mit dem noch in der Schaffnerei, im Saal, in der Akademie, im Offizierszimmer, im Museum, in der Kuchl- meisterei, im Refektorium, in der Abtei, im mathematischen Turm und endlich salva ratificatione als Eigentum des Prälaten (852 fl. 19 kr.) belassenen Profansilber 20.512 fl. 59 kr. 2 ₰ . Sofort nach Wegnahme des Silbers wendete sich „Abt und gesamter Konvent" un- ter dem 7. März an den Kaiser „um allergnädigste Abhelfung innangeführter Behand- lung summum periculum in mora“. So lautet das Rubrum. In der Bittschrift heißt es: In dem Dekret, das auf Veranlassung der durch 6 Wochen in Kremsmünster gewesenen Inventurskommission am 26. November dem Stift gegeben wurde, befinden sich meh- rere Punkte und Verordnungen, die den Normalien entgegen sein dürften; denn Kremsmünster ist ein noch bestehendes und nicht in Administration gesetztes Stift. Dennoch hat der Prälat mehrere Punkte des Dekretes befolgt. So hat er auch alles zum Stift und zur Schaffnerei gehörige Silber, inbegriffen die eigenen Ringe und Pektorale und auch jene, so einem Abt vom allerhöchsten Hofe übergeben worden, nach Linz zu liefern keinen Anstand genommen. Da nun aber am 6. l. M. der Herr Kreishauptmann des Traunviertels und ein Buchhalterist aus Linz mit Vorzeigung eines Regierungsdek- retes die Schatzkammer, Sakristei und Kirche zu eröffnen und alles im Heiligtum be- findliche Silber, Gold und Preziosen, die goldenen Monstranzen, Kelche etc. nach Linz alsogleich zu überschicken verlangten, ein Avertissement zum Verkauf alles vorrätigen Weines aufgesetzt wurde, die Stiftshäuser verkauft oder verzinst werden sollen, die Apotheke, die doch wenigstens 3000 fl. wert ist, schon um 500 fl. verkauft worden ist, so glaubt Unterzeichneter doch noch diesen einzigen Weg für sich zu haben, zu bitten nur insolange die Sistierung der Exequierung jenes Regierungsdekretes anzubefehlen, bis Se. Majestät nach eingesehenem Befund dieser dem unterzeichneten Stift so äu- ßerst nachteiligen Behandlung selbst werde gesprochen haben, was Recht ist. Darauf kam die Indorsato-Erledigung per sacram majestatem dd. Wien 17. März 1788: Die Regierung hat Bericht zu erstatten und bis auf weitere Verordnung mit der Wegnahme der Stiftseffekten, der Kirchengerätschaften und jener des Prälaten gleich innezuhalten, da die Absicht der angeordneten Inventur zur Verfassung eines Prälimi- narsystemes gar nicht dahin geht den bestehenden (Stiften die eigene Verwaltung ih- res mobilen und immobilen Vermögens zu benehmen. Rottenhahn beauftragte nun den Eybel am 25. März sich nach Kremsmünster zu begeben, um dort mit aller Vorsicht zu erheben, ob der Rekurs wirklich, wie vorgege- ben war, in allem einstimmig mit dem Konvent abgefasst worden sei. Am 26. März um 3 Uhr nachmittags traf Eybel nach achtstündiger Wallfahrt in der

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