Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

354 Gerätschaften, deren Transport die Landesstelle für den Religionsfond nicht zu kostspielig fand, sollten in den Landeshauptstädten zusammengeführt, dort ge- schätzt und übernommen werden. Die übrigen Gerätschaften von schwerem Ge- wicht und größerer Länge, besonders aber jene von Holz und Edelmetall hatten die Kontrahenten selbst an dem Ort, wo sie sich befanden, an sich zu bringen. Die Schätzmeister mussten die ganze Partie, womit die Dobruska sich überhalten glaubte, übernehmen, ohne etwas auszuschießen; anderseits hatte die Dobruska-Kompagnie nicht das Recht einzelne Stücke auszuwählen, sondern sie musste die ganze Partie übernehmen oder zurückweisen. Durch die nachfolgende kaiserliche Entschließung vom 6. Mai 1788 wurden alle den aufgehobenen Klöstern zugehörigen Gerätschaften, sie möchten noch so schlecht sein, in den Dobruskaischen Vertrag einbezogen. Waren die Provinzen mit hinlänglich geschickten und vermöglichen Schätz- meistern nicht versehen, so mussten die Preziosen nach Wien eingesendet wer- den (Wien 1. Juni 1788). Franz Thomas Schönfeld, geboren 1753 zu Brünn, war der Sohn des Salomon Dobruska, Hauptpächters des k. k. Tabakgefälles. Er sollte Rabbiner werden und wurde daher (fast ausschließlich) in talmudischer Wissenschaft unterrichtet. Mit den orientalischen Sprachen und der hebräischen Literatur bekannt geworden erlernte er die deutsche, die lateinische und moderne fremde Sprachen und „schenkte sich ganz der Dichtkunst", wie sein Biograph de Luca sich ausdrückt; vielleicht doch nicht so „ganz" ? wie der Anlass vermuten lässt, aus welchem die Geschichte vom Josefinischen Klostersturm sich mit ihm zu beschäftigen hat. Im Jahr 1773 trat er mit Änderung seines Namens zu Prag in die katholische Kirche ein und mit seinen ersten Gedichten vor die Öffentlichkeit. 1778 wurde er mit seinen Geschwistern in den erbländischen Adelstand erhoben, 1793 in Paris guil- lotiniert. 85. Silber- und Preziosen-Ablieferung aus dem Land ob der Enns. Die Regierung, verständigt von dem geplanten Vertrag mit der Dobruska-Kompag- nie, beeilte sich an die Stifte Dekrete zu erlassen mit dem Befehl das bei den Inventuren konsignierte Silber abzuliefern. Zum Teil war bereits das Silber aus den aufgehobenen Stiften nicht bloß in das Depositorium gebracht, sondern auch schon veräußert. Von den im Depositorium befindlichen Kirchenschätzen wurde nunmehr auch nach Wien geschickt. Die Nachschätzung der Garstner Preziosen in Wien ergab ein Resultat, das der Regierung einen schweren Tadel eintrug. Abgesendet waren worden: 1 Pektorale mit rosenfarbenen Steinen nebst 41 großen und kleinen Rauten, in Linz geschätzt auf 80 fl., in Wien auf 120 fl.; 1 ditto mit violett- blauem Stein, 45 Rauten, goldener Kette und Ring, geschätzt auf 100 fl., nachgeschätzt auf 129 fl. 22 kr.; ein geschmolzenes Pektorale mit blauem Stein, 22 Rauten in Gold ge- fasst, mit goldener Kette 90 fl. — 112 fl. 45 kr.; ein goldener Ring mit Ballasrubin (rosen- farbenem Stein) und 10 Diamanten 20 fl. — 55 fl.; ein ditto mit Hyazinthen und 12 Rau- ten 15 fl. — 32 fl.; ein ditto mit Saphir und 17 Diamanten 45 fl. — 130 fl. ; ein Pektorale

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