Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

350 Vorteile erzielt werden könnte, ungesäumt und ohne Zurückhaltung gewissen- hafteste Anzeige zu machen und mit bestgemeintem Gutachten einzubegleiten; endlich Überhaupts das, was der vor der Inventur abgelegte Manifestationseid enthält, als eine fortwährende Entdeckungspflicht anzusehen. Alles dies gelobe ich, so wahr mir Gott helfe! Linz 26. Jänner 1788. Maria Theodata, Maria Noth- burga.“ „Was unserer hochw. Frau Oberin in dem von ihr unterfertigten Manifesta- tionseid eingebunden und vorgelesen worden, haben wir Unterfertigte wohl ver- standen, und da wir als Offizialinnen der Besorgung der Klosterangelegenheiten beigezogen werden, so wollen wir dem Nämlichen auch unsererseits folgsamst, getreuest und gewissenhaftest nachkommen. So wahr uns Gott helfe! Linz 26. Jänner 1788...“ Am 26. Jänner wurden die Zimmer durchgegangen, die Apotheke inventiert, die Gartengerätschaften, Feuerrequisiten aufgeschrieben, am 27. Jänner die In- ventur fortgesetzt in Stall, Wäschekammer etc. und die Fondspapiere aufge- schrieben, am 27. und 28. Jänner die Kirchenparamente durchgenommen und das Bargeld abgezählt. Es fanden sich an Bargeld 1191 fl. 40 kr., an Kapitalien 152.530 fl., darunter auf 17 Krankenbetten gestiftet 31.100 fl. mit jährlichen Interessen von 1236 fl. 3 kr., an Kirchenstiftungen auf 743 Messen und eine Lampe (gestiftet mit 450 fl.) 14.600 fl. mit 584 fl. Interessen; 30.000 fl. betrug das Gründungskapital zur Un- terhaltung der Klostergemeinde, 4000 fl. eine spezielle Stiftung zur Beheizung der Zellen; die Interessen hievon 1360 fl. Das Vieh (2 Kühe ä 30 fl.) mit der mageren Stalleinrichtung war geschätzt auf 41 fl. 34 kr., das Messing auf 3 fl., Zinngeschirr (36 Portionen-Schüsseln, 18 Kan- deln, 18 Suppenschalen, ein großes Lavoir) auf 17 fl. 36 kr., das Eisen inklusive Feuerherdes auf 6 fl. (das fast durchgehend irdene Kuchlgeschirr wurde nicht geschätzt); die Mobilien in den Zimmern der Klosterfrauen auf 172 fl. 39 kr., die Gartengerätschaften auf 1 fl. 9 kr. In der Kirche wurden geschätzt 8 weiße, 8 gelbe Leuchter von Gürtlerarbeit auf 4 fl., 8 alte blaue Leuchter auf 1 fl., 3 Altarglöckerl auf 24 kr., 2 kupferne Weihbrunnkessel auf 48 kr., zusammen die Kirchengerätschaften auf 6 fl. 12 kr. Die Preziosen wurden aufgeschrieben, geschätzt und zur Ablieferung be- stimmt. Ungeschätzt blieben die Orgel und 20 Kirchenstühle. Zum Sitzungsprotokoll über diesen Vorgang dd. Linz 31. Jänner kam mit Ho- fretrosignatur dd. 2. März die Erinnerung: „Da die Elisabethinen und Ursulinen und die Barmherzigen Brüder nicht in die Kategorie derjenigen Klöster gehören, von denen der Religionsfond einen Überschuss ansprechen kann, sondern ihre Bestimmung allein die Krankenpflege und Unterricht ist, so hat es von einer Inventierung derselben, die bei den an- dern Klöstern allein die Erhebung der allenfalls zu bestimmenden Überschüsse zur Absicht hat, abzukommen."

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