Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
347 regierende Prälat für sich um sein eigenes Geld gesammelt hatte; er erklärte sich erbötig es zur allerhöchsten Disposition herzugeben. Die Münzen wurden nur dem äußeren Wert nach vom Schätzmeister auf 2000 fl. an geschlagen, die päpstlichen Denkmünzen auf 300 fl. Das große schöne Cimelium aber blieb vor- läufig ungeschätzt, da es nur von einem verständigen Münzkenner bewertet werden konnte. In die Inventur wurden auch aufgenommen 5 Zentner 49 ℔ 15 1/2 L. Kirchen- silber, geschätzt auf 28.299 fl. 36 kr. 2 ₰ . Ein Ornat von Goldstoff war auf 400 fl., ein anderer von weißem Moiré, mit Gold gestickt, auf 400 fl., ein rotsamtener, mit Silber gestickt, auf 500 fl. ge- schätzt worden. Die Summe des ganzen Vermögens war berechnet auf 1,056.294 fl. 4 kr. 3 ₰ , das reine Vermögen nach Abzug der Passiven per 220.981 fl. 54 kr 2 4 auf 835.312 fl. 10 kr. 1 ₰ (Vgl. S. 253). Der Inventurbericht wurde an die Regierung vorgelegt unter dem 29. Februar 1788, von dieser an Hof unter dem 1. März 1788. Am Schluss seines Berichtes ereifert sich Eybel besonders über die Fassionen der Pfarren; da komme man nie aufs Klare; es bleibe kein anderes Mittel als den Seelsorgern die Kongrua in Geld zu geben und die nicht zur Hauswirtschaft nöti- gen Realitäten als ein Stiftsvermögen einzuziehen; mit dem Verkauf oder der Verbestandung sei umso weniger zu säumen, als doch die Pfarreien mit weltli- chen Priestern werden besetzt werden müssen. In Lambach war am 10. September 1785 Eybel mit dem Abt von Schlierbach und den Buchhaltereibeamten Neumayr und Petermandl erschienen, um gemäß der Hofverordnung vom 13. August 1785 die Inventierung zu legalisieren durch Abnahme der Manifestationseide. Es folgten sodann fortwährende Verfassungen, Richtigstellungen der Präli- minarsysteme und endlich auch mit dem Dekret zur Inventierung der noch nicht behandelten Stifte an Eybel (15. Dezember 1787) der Auftrag das Inventar beim Stift Lambach zu berichtigen. Unter dem 3. März 1788 überreichten Eybel und Petermandl die dd. 15. De- zember 1787 aufgetragene Berichtigung des Inventars beim Stift Lambach: Das entbehrliche Silber hat der Prälat zu besserer Benutzung und Tilgung der Passiven bereits abgeliefert; die Realitäten sollen veräußert oder verbestandet, die Weine unverweilt versteigert werden. Die Kataloge über Manuskripte und Bücher werden vorgelegt. Im Stiftsgebäude ist ein Trakt an der Kirche hinlänglich für die Seelsorger, das übrige Gebäude kann dem Kreisamt, das darin sehr gedrängt untergebracht worden war, überlassen oder zu einem anderen Erfordernis verwendet werden. Der Prälat mit seinen Defizienten kann nach Kremsmünster übersetzt wer- den und von dort aus Lambach und Kremsmünster administrieren, da er noch lebhafter und zur Befolgung der allerhöchsten Anordnungen viel geschickter sich zeigt als der Prälat von Kremsmünster; dieser soll zur Ruhe gesetzt werden.
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