Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
342 81. Inventierung der Stifte Reichersberg und Ranshofen. Auf die kommende Inventurskommission wurde der Propst von Reichersberg schon mit einem Regierungsdekret d.d .Linz 13. Juli 1787 vertröstet: Auf seine Bitte nämlich dd. 10. Juli 1787 einen goldenen Kelch zur Bezahlung von 1000 fl. Schulden verkaufen zu dürfen erklärte die Regierung, dies nicht erlauben zu können, da kraft höchsten Befehles Silber und dergleichen Preziosen in das Münzamt eingesendet werden müssten, nicht aber durch den Propst verkauft oder veräußert werden dürf- ten. Der Prälat solle daher den Kelch wohl verpackt nach Linz senden, von da man ihn an das Münzamt schicken werde. Im Übrigen werde bei der Inventur der Aktiv- und Passivstand genau untersucht und auf vorschriftsmäßige Hintangebung dessen, wofür dem Stift und dem Fond ein besserer Nutzen zugehen könne, der Antrag ge- macht werden. Am 28. Juli überschickte der Propst den Kelch und am 1. August er- stattete darüber die Regierung dem Hof Bericht. Der Propst konnte das Geld kaum mehr erwarten und bat wiederholt, dass der Kelch dem Linzer Münzwardeinamt zur Versilberung überlassen oder ohne Verschub nach Wien eingesendet werde, da das Stift bereits exekutiv wegen 1200 fl. belangt worden sei. Unter dem 2. Oktober 1787 meldete der Propst, dass er vermöge des beigelegten Urteiles dem Chirurgen in Aurolzmünster Anton Männer 1200 fl. Kapital und davon verfallene Zinsen, auch 29 fl. 36 kr. Gerichtskosten binnen 14 Tagen zu zahlen habe. Er bittet um Vorschuss von 1250 fl. seitens des Kameralzahlamtes. Dieser wurde auch bewilligt dd. Linz 5. Oktober 1787. Endlich am 12. Oktober kamen nach Linz vom Hauptmünzamt in Wien 1648 fl. 3 kr. für den verkauften Kelch samt Patene. Am 12. Oktober kündigte der erwähnte Wundarzt 1500 fl. auf. Am 27. Dezember 1787 erschien Eybel mit dem Buchhalterei-Ingrossisten Puch- berger in Reichersberg zur Inventur. Der Aktivstand wurde berechnet mit 296.594 fl. 2 ₰ , die Passiven mit 7124 fl. 30 kr., das reine Vermögen mit 289.469 fl. 30 kr. 2 ₰ , die jährlichen Einkünfte mit 12.780 ft. 14 kr. 1 1/2 ₰ , die Ausgaben mit 9045 fl. 27 kr. 3 1/2 ₰ , der jährliche Überschuss aus 3734 fl. 46 kr. 1 53/60 ₰ ; die Untertanenaus- stände betrugen 14.290 fl. 33 kr. 2 ₰ . Zur Stiftsherrschaft gehörten Ämter im Hausruckviertel (bei Peuerbach) und im oberen Mühlviertel; das Stift hatte Untertanen in den bayrischen Gerichten Eggen- felden, Biburg und im Landgericht Griesbach, außerdem in Abtenau (Salzburg); end- lich die kleine Herrschaft Grub in Niederösterreich; die Untertanen hatten (unter an- derem) zu leisten: Semmelgeld, Weingeld, Schmalzgeld, Käsgeld, Hühnergeld, Eier- geld, Hähnel-, Kälber-, Schaf-, Lämmer-, Kapaun-, Gans-, Mastschwein-, Fisch-, Flachsgeld etc. etc. Das Stift besaß keine Weingärten, die Fischerei wurde vererbrechtet, das Forsterträgnis war unbedeutend, das der Jagd sehr gering. Das Reinerträgnis der Realitäten war berechnet auf 11.776 fl. 14 kr. 1 1/12 ₰ , die Aktivinteressen von 175 fl. zu 5% mit 8 fl. 45 kr., von 3958 fl. 20 kr. zu 4 % mit 158 fl. 20 kr., von den beim bayrischen Hof anliegenden 33.333 fl. 20 kr. zu 2 1/2 % und 125
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