Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

9 Sonderheit die Theologie nach Vorschriften ad litteram tradiert und eifrigst doziert wer- den, worüber die Kaiserin sich selbst wohlgefälligst geäußert unter dem 19. August 1752. Maria Theresia beharrte darauf, dass ihre Verordnung zur Durchführung komme ab 1. November des laufenden Jahres 1754; Stifte, welche überhaupt keine Kleriker in Stu- dien hätten, sollten sich alljährlich anzeigen. Nun berichteten St. Florian, Lambach, Mondsee, Gleink, Schlierbach, Baumgarten- berg, Schlägl, Wilhering, Waldhausen, keinen zu schicken; Garsten meldete zwei nach Wien an, ebenso Kremsmünster. Der Abt von Kremsmünster wurde angezeigt, dass er gleichwohl noch zwei Kleriker in Salzburg fortstudieren lasse; er suchte sich schließlich damit zu rechtfertigen, dass er den zwei Klerikern erlaubt habe, in den Vakanzen eine Reise zu den schwäbischen Be- nediktinerklöstern anzutreten und dann zu Salzburg sich unter der Zahl derjenigen auf- zuhalten, welche demnächst die Weihen empfangen werden. Die Dimissorialen von Passau habe er erlangt, um die Unkosten einer Reise dahin zu ersparen. Die Kaiserin aber bestand auf ungesäumter Rückkehr und der Abt musste den Tag des Eintreffens der Kleriker melden. Die Kaiserin gedachte ein Priesterhaus für das Land ob der Enns auf Stiftskosten zu errichten. Die von der Repräsentation und Kammer gepflogenen Erhebungen wiesen zwar beim Stift Spital einen jährlichen Überschuss von 3050 fl. 19 kr. aus; aber einstimmig erachtete die Repräsentation und Kammer, dass die einschichtige Lage des Stiftes die- ses nicht geeignet erscheinen lasse für ein Priesterhaus; ein solches sollte vielmehr zu Linz errichtet werden. Übrigens war die Mehrzahl der Räte der Meinung, dass nicht dem einen Stift Spital die Errichtung des Priesterhauses auferlegt werden sollte, vielmehr den Bestimmungen des Tridentinums gemäß auch die übrigen vermöglichen Stifte und das Hochstift Passau konkurrieren müssten. Dagegen riet die Hofkommission dd. 31. März 1754 der Kaiserin ein, lediglich mit dem Stift Spital in eine gütige Verhandlung zu treten, alle andern Klöster im Land ob der Enns seien teils ganz unvermögend, teils über ihre Kraft verschuldet, als: Waldhausen, Schlägl, Baumgartenberg, Engelszell, Gleink, Schlierbach; durch die neuen Steuern und Missionsbeiträge seien sie belastet genug. Die Kaiserin verwarf den Plan der Errichtung in Linz, sowie einen auf Maria Taferl ge- machten Antrag: in Spital oder doch in der abgeschiedenen Gegend dieses Stiftes sollte das Priesterhaus errichtet werden. Der Propst von Spital wurde nach Wien berufen und dahin gebracht, dass er erklärte, „zu diesen: gottgefälligen Werk den ersten Grundstein mit einem Kapital von 30.000 fl. zu legen"; dafür aber erbat er sich, um 100.000 fl. Im- mobilien ankaufen zu dürfen, da sein Stift am wenigsten Grundbesitz hätte, Güter stün- den in Steiermark und Österreich ob der Enns genug feil, für die sich kein Käufer fände. Außerdem wurde dem Stift Befreiung von Missionsbeiträgen zugestanden, und dass es zu seinen unterhabenden Vikariaten einen Seelsorger aus dem Priesterhaus über Ver- langen bekommen würde. Die Hofkommission riet weiter ein, den Prälaten von Kremsmünster anzugehen, dass er sein großes Haus zu Linz (Herrenstraße) für dieses gottgefällige Werk aufopfere; es reiche aus für 30 und noch mehr Priester. Mehr könne man von diesem Prälaten nicht anhoffen, weil selber zum Religionswesen alles verwende, den Armen und besonders

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2