Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

339 Die Buchhalterei hob hervor, dass der Inventurakt sorgfältigst verfasst worden sei; sie hatte mit ihrer Anrühmung ein besonderes Missgeschick, da gerade gegen diese Inventierung später der Vorwurf der Ungründlichkeit und Fehlerhaftigkeit mit Erfolg geltend gemacht wurde. Über Einnahmen und Ausgaben eingehender zu berichten wird später sich Gele- genheit geben (S. 384). Die Inventurskommission schlug vor: Verbestandung der Zehente an die Ze- hentholden, Verbesserung der Forstwirtschaft, wodurch sich die Herrschaft gering um 130.000 fl. erhöhen lasse; den Meierhof aus 9 Jahre in Bestand zu verlassen, Ver- äußerung der zu diesem Meierhof gehörigen überflüssigen Dominikalgründe, sowie des Meierhofes zu Wimm, des Hauses in Oberhof, der Hoftaferne, die dem Forstver- walter gegen Säuberung der Stiftswäsche überlassen war (diese sollte in Hinkunft aus den Intertenimenten bestritten werden). Eine dem Stift gehörige Glashütte, 2 Stunden weit entfernt, war um 600 fl. verbestandet; doch war dem Fabrikanten ge- stattet sämtliches zum Werkbetrieb und zur Herhaltung der Glashütte nötiges Holz unentgeltlich aus den Stiftsforsten sich nach freier Auswahl zu holen; der Bedarf war daher auch gar nie festgestellt worden; nur die Größe der vom Fabrikanten errichte- ten Neugereute und Riesen zeigte von der Größe des jährlichen Bedarfes. „Die ge- brechlichen und auf einem so steinigen Weg ungeachtet der möglichst sicheren Pa- ckung zu Schaden gehenden Glasarbeiten bringen von selbst auf den Gedanken, dass zu noch größerer Aufnahme dieser Glashütte und Beschleunigung der häufigen Fab- rikgeschäfte das ohnehin halb leer stehende Stiftsgebäude selbst mit großem Vorteil zu einer Glashütte und Glasniederlage benützt werden könnte." Auf dem Michlfluss könnte das Holz in kleinen Flößen zugebracht, die Waren in die Donau geschifft werden. Und wenn auch die dermalige Glashütte verbliebe, könnte noch eine zweite in Schlägl selbst errichtet werden, „da der dermalige Fabri- kant wegen der vielen Bestellungen nach Hungarn und noch weiter hinab mit den Lieferungen nicht klecken kann". Zu einem 3. Nutzen (außer Holzschwemmung, Glasverschiffung) könnte der Mi- chlfluss für den Religionsfond gebraucht werden,) wenn im Stift Schlägl auf die über- flüssigen Teile des Gebäudes Hammer- und Sensenschmiede hingesetzt würden. „Um Steyr herum ist bekanntermaßen Holz- und Kohlenmangel, in der Schlägler Gegend davon Überfluss; dieser käme den dort hinzusetzenden Grobarbeitern ebenso zunutze, als den feineren Arbeitern dasjenige in Steyr überbliebe, was ihnen dort jetzt die Grobarbeiter verbrauchen. “ Die weitere Zufuhr des Rohmaterials macht Hammer- und Sensenschmieden in Schlägl nicht unmöglich; befinden sich doch auch um Gutau im unteren Mühlviertel 2 Sensenschmieden, 2 zu St. Leonhard, 1 zu St. Oswald, 1 zu Haugleiten und 2 zu Zettweng auf der böhmischen Grenze. Hammerschmieden gibt es daselbst fast aller Orten. Auch zu einer Papiermühle könnte das Schlägler Gebäude benützt werden. Es werden ja doch in Hinkunft mit Hinwegrechnung der Offiziale nur noch 7 Geistliche in Schlägl sein und nach dem Geständnis der Stiftsherren ist keine Hoffnung auf Kan- didaten.

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