Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

338 erinnerungsweise angebracht. Es haben zwar auch einige sich über das erstaunliche Auf- und Herfahren des Prälaten gegen die Geistlichen geäußert, allein da eben diese Äußerung nur von stattlichen, selbst beim Herrn Prälaten akkreditierten Männern, wie z. B. vom Pater Kämmerer und Pater Kellermeister zu dem Ende gemacht wur- den, damit sie künftig bei ihrem nach Vorschrift zum Besten des Religionsfonds zu verrichtenden Offizium gegen übermächtige Willkür gesichert werden, hingegen die übrigen Geistlichen hierüber ganz geduldig geworden sind, so ist auch Hierwegen kein weiterer Abhilfsantrag notwendig, da die Seelsorge ohnehin die meisten bald aus den Konventmauern hinausbringen wird. Wirklich ist auch dem Herrn Prälaten, den die Kommission übrigens als einen ganz guten, ehrlichen Mann fand, das zu ver- geben, was Alter, Mangel der Erziehung, Mangel der Gelegenheit sich alle die jetzt nötigen Kenntnisse anzuschaffen und die Überbleibsel von den Zeiten der Willkür und des Eigensinns mit sich bringen. Er lässt sich doch auch endlich belehren, er fing auch schon in Gegenwart der Kommission an die Geistlichen auf das höflichste anzu- reden, nannte sie „Herren", bediente sich des Ausdrucks „Sie", da er sonst per „Ihr" zu einem Geistlichen geredet haben soll. Er schrie auch nicht mehr so herum und schlug mit der Hand nicht mehr so herum, wie der Kommission doch vorgegeben worden, dass er schon 3 Prälatenringe am Finger zerschlagen habe (welches freilich in der Inventur der Ringe bald eine Änderung macht). Kurz: die Kommission fand an ihm einen Mann, der sich biegsam zeigt. Und da er einen stattlichen Kämmerer an der Seite hat, so ist Stift und Religionsfond gesichert, dass redlich gebahrt werde. Kommissarius bittet daher für ihn um 2000 fl., für die 2 Offiziale um je 400 fl., für die andern um je 300 fl. Interteniment. Im Kloster befanden sich 22 „Individuen". Inventiert wurden auch die Pfarren; dagegen nicht das 2 Tagreisen entlegene Gut Cerhonic, da es der Kommissär nicht wagte in das Gebiet des böhmischen Guberni- ums zu gehen, obwohl Cerhonic natürlich obderennsisches Religionsfondsgut gewor- den; der Abt wurde beauftragt ein Individuum dahin zur Inventur abzuordnen mit Beiziehung des (damals) krank darniederliegenden Gutsadministrators; die weitere Einleitung wurde dem böhmischen Gubernium überlassen. Der Aktivstand des Stiftsvermögens ergab 402.161 fl. 33 kr., der Passivstand mit den Pupillengeldern 115.266 fl. 40 kr., somit betrug das reine Vermögen 286.894 fl. 53 kr. Die Herrschaft Schlägl samt Haslach und dem Freiamt St. Ulrich war 158.532 fl., das Freihaus in Linz 4468 fl. 48 kr. nach rektifizierter Dominikalfassion wert, das Ge- richt Sarau und das Gut Cernohic (erkauft 1688 um 70.000 fl.) 81.330 fl. Außerdem besaß das Stift noch das Kuratbenefizium St. Georg zu Rohrbach, in Niederösterreich einen Dominikalhof zu Königstetten mit 4 Untertanen (erkauft um 2034 fl.) und den Rustikal-Weingartenhof zu Wesendorf (erkauft um 648 fl.); das Stiftsgebäude wurde auf 3000 fl. geschätzt, die Maria Anger-Kirche auf 50 fl. etc. Der Grundbesitz des Stiftes war durch die Robotabolition ziemlich gemindert worden. Die Einnahmen waren präliminiert auf 26.381 fl. 1 kr. 2 ₰ , die Ausgaben auf 18.276 fl. 32 kr. 2 ₰ , der Überschuss auf 8104 fl. 29 kr. (in der Fassion 1782 dagegen Emp- fänge 18.233 fl. 36 kr., Ausgaben 16.651 fl. 16 kr., Überschuss 1582 fl. 20 kr.; die Passivkapitalien erschienen gemindert um 8239 fl. 20 kr.).

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