Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

337 Industrialunterricht mit dem Schulunterricht, hiemit in Aigen, wo die Pfarr und Schule ist, verbunden werden muss" (Linz 8. Februar 1787). Gegen die Bemühungen seines Prälaten eiferte auch mit Sarkasmus der Pfarrvi- kar zu Aigen; erbat ihm durch Entziehung der Pfarrkinder seine ohnehin geringen pfarrlichen Einkünfte nicht noch mehr zu schmälern. Es wurden Zeugnisse beige- bracht, dass die Bittsteller um eine Pfarre in Schlägl zur Unterzeichnung des Gesu- ches mehr minder gegen ihren Willen genötigt wurden von Interessenten, Angestell- ten des Stiftes, dem Hofwirt, Fleischhacker etc. Das Konsistorium war für die Errich- tung einer Pfarre in Schlägl. Bemerkenswert ist in der Begründung die offene Aus- sprache über eine Aufhebung oder Auflösung des Stiftes. Das Ordinariat weist unter anderem darauf hin, dass die Errichtung der Seelsorge in Schlägl gar keine Kosten verursache; aber auch selbst für den Fall, dass das Stift zu bestehen aufhörte, würden keine besonderen Auslagen aus der errichteten Pfarre notwendig, denn die Notwen- digkeit in der Stiftskirche Predigt und sonn- und feiertäglichen Gottesdienst zu halten sei von der Regierung selbst anerkannt worden; daher müssten die hiezu notwendi- gen Geistlichen erhalten werden, auch wenn keine Pfarre errichtet würde. Schlägl sei noch das einzige Kloster im ganzen Mühlkreis, würde auch dieses aufgehoben oder aus Mangel des Nachwuchses eingehen, so müsste für die Aushilfe in der Ge- gend auf andere Art gesorgt werden und deshalb doch etliche Geistliche in Schlägl gelassen werden. Es blieb bei der Abweisung der Bitte um Errichtung einer Pfarre in Schlägl, doch wurde Untersuchung über eventuelle Umpfarrungen aufgetragen (Linz 12. Juli 1787). In seinem Inventurbericht meldet Eybel: der Prälat zeigte sich schließlich gleichgil- tig gegen die Errichtung einer neuen Pfarrei im Stift; Prior und Konvent stimmten una- nimiter dem Pfarrer von Aigen bei (also gegen den Prälaten). Noch wollte der Prälat einen exempten Friedhof haben; als ihm aber von der Kommission bemerkt wurde, dass dieses Verlangen zu bedenklich sei, um es unterstützen zu können, und Prior samt Konvent einhellig erklärten einen besonderen Friedhof nicht zu verlangen, so bekam auch der Prälat eine diesem Leichengegenstand ganz anpassende Gleichgültigkeit. Eybel konnte sich unmöglich begnügen mit seiner dreifachen Aufgabe: die Schwemmangelegenheit, die Pfarreinteilung, die Inventierung zu berichtigen; er muss, des trockenen Tones satt, ein wenig pikant werden und über Geist und Leben der Klosterherren plaudern. Der Plauderer soll gehört werden, denn: wo und was er tadelt, wie und wo er lobt, wirft immerhin Licht ins Kloster. Kommissarius rechnet es sich zur Pflicht anzumerken, dass er bei den Geistlichen des Stiftes Schlägl in Rücksicht auf echte Grundsätze, Kenntnis, Schätzung und Bei- schaffung guter Bücher, äußeren Anstand, feines Benehmen, wie auch in Rücksicht auf Einigkeit unter sich besonderen Vorzug vor anderen Klöstern gefunden hat. Es wurden zwar einige Klagen über die hier ebenso wie in anderen Klöstern herr- schende Kuchelschmutzerei angebracht und die Brustbeschwerden so vieler Geistli- cher können nicht anders als in dem vormaligen starken Chorsingen, anstatt dessen ein noch ziemlich schreiendes Gebet ist, und in dem gar zu jungen und sauren Wein ihren Grund haben; allein die Klagen wurden ohne Ungestüm und mehr

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