Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

330 Wegen der Ersparnis der Pfarrei in Kirchberg ist schon Einleitung beim Konsistorium ge- schehen. Bei nochmaliger Betreibung der Reduktiondes Dienstpersonals leistet sichKommissarius noch folgenden Passus: Sowie Verschwendung keine Barmherzigkeit ist, so ist auch eine nö- tige Reduktion in Ausgaben, in Dienstleuten keine unbillige und hartherzige Kränkung und würden ja selbst Geistliche jedem Privaten bei einem bevorstehenden Verfall eine solche Einschränkung imBeichtstuhl anratenmüssen. Selbst der Herr Prälat vonKremsmünster, der sich selbst bei jedem Gast bis an die unterste Treppe begibt und gewiss gegen jeden demü- tigst beugt, verlangt auch seinerseits gewiss nicht, dass nur zumBeugen und Skapulierküssen eine überflüssige Anzahl Leute in Kremsmünster immer dastehen sollen, da sie auch ander- wärtsmit Arbeit Brot findenwerden. Ein Stift, das sichbeimBewusstsein seines Standes noch beifallen ließ aus übertriebener Hoheit für einMillenium 72.000 fl. Schulden zu machen, wo es doch dem Haus Österreich, an dessen langer Existenz mehr liegt, noch nicht beifiel ein kostbares Millenium zu halten, muss umsomehr genau und ernstlich zusammengenommen werden, da es für einen Dritten, nämlich den Religionsfond, zu wirtschaften hat. Die Buchhalterei ist mit des Referenten Anträgen ganz einverstanden. Nur scheinen ihr die angetragenen Besoldungen wenigstens für die Nachfolger der ge- genwärtig Bediensteten zu hoch, zumal ein k. k. Buchhalter 1500 fl., ein Vizebuchhalter 1200 fl., ein Raitrat 800 fl. und 700 fl. beziehen (Linz 12. November 1787). Der Bericht wurde an die Hofkanzlei vorgelegt unter dem 26. November 1787. Unter demselben Datum ergehen auch die einzelnen Dekrete nach Antrag des Inven- turskommissärs: Dem Konsistorium wird aufgetragen fürderhin den Unfug nicht zu dulden, dass der Abt von Kremsmünster fremde Ordensleute auf seinen Seelsorgestationen erhalte, in seinem Stift aber zur Seelsorge taugliche zurückhalte. P. Prior Raimund Joch soll wegen seines Alters und wegen der Verlesung der Constitutiones bei Tisch von der Seelsorge abgesetzt werden und auch vom Priorat. Die Pfarre Kirchberg soll mit der Stiftspfarre vereinigt werden, der dermalige, auf der Universität in Wien ausgebildete Pfarrer wird die ihn liebenden Pfarrkin- der leicht überallhinmit sich ziehen, überhaupt hofft man, dass das Ordinariat alles einleiten werde zur Herhaltung einer mannbaren und den echten Grundsätzen entsprechenden Klos- terzucht, so dass das Kloster werde, was es sein soll: ein Ruheort (würdiger — dieses Wort aber wurde ausgestrichen und dafür gesetzt:) alter Männer, die sich in geistiger Arbeit ver- dienstlich gemacht haben, und eine Pflanzschule verlässlicher künftiger Seelsorger und Ko- operatoren. DemPrälatenwirdmit Dekret befohlen das Gehörige bezüglich der Pfarrvikare zu veran- lassen, weiters für essbare und begnügliche Kost, auch für verlässliche Zinnung des zum Stiftsgebrauch zurückbehaltenen Kochgeschirres zu sorgen. Ihm (und andern Vorstehern) wird anempfohlen Männern von gesetztem Geist und geprüften Sitten die weitere Aufklä- rung undGeistesbildung nicht durch Entziehung einer nützlichen Lektüre, auch neuer Bücher zu erschweren. 54 54 In Eybels Antrag hatte es geheißen: kein Buch, welches über die Religion, wider die Sitte, wider den Staat nichts enthält, sondern vielmehr den dermaligen Reformationsplänen angemessen ist und zur

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