Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

329 Abgang von 1096 fl. 56 kr., die Getreidevorräte wurden gering geschätzt auf 22.566 fl. 33 kr., davon kann als totliegend angenommen werden 6016 fl. 27 kr., also Interessenentgang 240 fl. Dazu kommen noch die vielen Prozessunkostenwegen unordentlicher Amtierung, die Ein- buße bei Meierhos, Hufschmiede, Hofmühle, Ziegelstadel, Kalköfen, Gartenherhaltung, Orangerie, Feigen-, Treib- undGlashäusern; darüberwird keine besondereRechnung geführt und man kann sich vorstellen, wie auch P. Schaffner geklagt hat, dass jeder, der Hände und Füße hat, auch mit Händen und Füßen trachtet mehr für sich als für das Stift besorgt zu sein; weiters der Entgang bei der Forstbenutzung, die ganz den Förstern auf ihr Gesicht überlassen ist, die Verschwendung auf überflüssiges Dienstpersonal, Musikanten und die auf Unkosten des Stifts Studierenden, die Unwirtschaft bei der Naturalverköstigung, der Verlust bei den Weingärten. An Verbesserungen werden darnach vorgeschlagen: Eintreibung der Schulden, Verkauf der Preziosen, Reduktion des Dienstpersonals, das statt (bislang) 42.419 fl. 20 kr. in Hinkunft 29.661 fl. 17 kr. 1 ₰ mit Inbegriff der Abfertigungen kosten wird. Die Apothekergerechtigkeit soll der Apotheker um 500 fl., die Vorräte und Einrichtung um den Schätzungswert erhalten. Die Realitäten sollen möglichst veräußert werden: die Zehente sollen an die Zehenthol- den verpachtet werden, wodurch sich ein Gewinn von 10.201 fl. ergeben wird. Die Meierei, der Fasangarten, die Reit-, Prälaten- und Gaststallungen sind hintanzugeben. An Bearbeitungskosten der Weingärten würden allein 10.400 fl. jährlich erspart und an Zehentarbeitsauslagen 1356 fl. 13 kr. Das Forstgefälle — dermalen Ertrag 4539 fl. 38 1/4 kr. — könnte leicht um jährlich 2000 fl. gesteigert durch Verpachtung der Fischereien könnten an Auslagen 400 fl. erspart werden, ohne das Bestandgeld zu rechnen. Die Forstbeamten müssen alle dem Oberförster unterstellt werden, dass sie sich nicht mehr ausreden können, dieses oder jenes hätten sie schon dem P. Kuchelmeister gesagt oder abgeliefert. Den gehen die Sachen in den Schüsseln an, nicht aber die Manipulation in Rücksicht auf dasjenige, was eher ordentlich gerichtet sein muss, ehe es in die Schüsseln und Kucheltöpfe kommt. Wer wollte den P. Kuchelmeister über das verbrauchte oder, wie geklagt wird, leider über das verdorbene und jenes Wlldpret zur Rede stellen, welches er glaubt nicht eher her- vorziehen zu sollen, als bis es stinkt wie Lazarus?wer sollte kontrollieren, ob das vomSalzamt zum eigenen Stiftsgebrauch gegebene Gottesheilsalz nicht unter der Hand verkauft und das zur Hirschsulz gewidmete Kernsteinsalz nicht eingestoßen und nicht zur Kocherei dergestalt verbraucht wird, dass dabei die Stiftsbedienten die Hirsche machen müssen? Über die An- zeige des P. Rudolf Graser, welchemderartige Aussagen der Kuchelschreiber machte, dessen Ehrlichkeit die hinterlassene Witwe bisher beim Stift büßen musste, wurde der Landesstelle Vorsehung hierüber eingebunden. Der Sprachmeister bei der Akademie, Josef Bischof, ein fähigerMannmitWeib und Kind, könnte nach Linz gezogen und bei der Lyzeumsbibliothek und außerdem am Linzerischen Lyzeum als Sprachlehrer verwendet werden; der dermalige Bibliothekar in Linz soll in den Weingarten des Herrn hinausgeschickt werden. Ein Geistlicher, der nur Deutsch und Latein versteht, kann eher auf eine Seelsorge, einWeltlicher, der nebst Wissenschaften auch meh- rere Sprachen besitzt, kann eher zu einer Bibliothek gebraucht werden.

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