Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

328 wenn das daselbst schon Zerrüttete ordentlich auseinandergelöst wird. Eigentlich wird selbst am Schluss der Supplik nicht auf Beibehaltung der Schulen bestan- den, denn die Schlussbitte geht darauf hinaus, man möge sich bei Hof verwenden, dass in anderwegen ein Lebensunterhalt der Bürger erfolge. Kommt nun seinerzeit eine Fabrik oder was immer für eine Gemeinde nach Kremsmünster, so ist offenbar, dass Bürger als Bürger mehr Nutzen davon habenmüssen als von dem Stift. Kremsmünster liegt beinahe imMittel- punkt des Traunviertels: darauf könnte in Rücksicht auf die Landpolizei Antrag gemacht wer- den. Dawäre eine politischeWarte nützlicher als die in einemgebirgigen, verkürztenHorizont eingeschlossene Sternwarte. Ganz der alte Professor spricht aus Eybel in seinen weiteren hiezu geleisteten Ausfüh- rungen: Der Satz, dass wegen minderer Zerstreuung solche Orte für die studierende Jugend besser seien (als Städte), hat bei Kommissär noch nicht das Übergewicht gegen die durch Erfahrung bestätigten Sätze erhalten, dass von der Jugend nebst den Zerstreuungen, die sie sich auch in Seitenorten mit Begier und Spekulation zu suchen wissen, hauptsächlich in sol- chen Orten Zerstreuung mit Trinken und Schlemmereien gesucht wird, und da zur Bildung des Menschen auch die sich um ihn herum befindenden edlen Gegenstände beitragen, wel- che doch ein Landort nicht so wie eine Stadt liefern kann, so kommen zuletzt aus solchen Seitenorten homines sicuti arbores ambulantes. Selbst Göttingen liefert mehr krudes, steifes Material, denn es ist zwar ein Sitz gelehrter Professoren, aber bei denen lernen nur die etwas Besonderes, die besonders bezahlen können. Die ordentlichen Vorlesungen geben inGöttin- gen sowie der Ort selbst den Schülern keine feine Ausbildung. Göttingen mit seiner Lehr- und Lernfreiheit war ein Greuel der Verwunderung in den Augen der österreichischen Beamten-Gelehrten; van Swieten, der Präsident der 1782 einge- richteten Oberhofstudienkommission, sah in dieser wissenschaftlichen Freiheit nur eine Geldspekulation, das Bestreben möglichst viele Hörer nach Göttingen zu locken, eine Ver- nachlässigung der Staatspflicht brauchbare Beamte heranzuziehen. Exprofessor Eybel konnte natürlich in verhältnismäßiger Beurteilung Göttingens hinter van Swieten nicht ver- schwiegen zurückbleiben. „Die Hauptsache bleibt aber die Verbesserung der Wirtschaft." Eybel will zunächst die Unwirtschaft schildern: 1. Das Stift hat bei den gevogteten Got- teshäusern 75.600 fl. 7 kr. 3 ₰ unverzinslich zu fordern; dagegen ist das Stift eben diesen Gotteshäusern schuldig 49.259 fl. 18 kr. mit verschiedenen Prozenten. 2. Die Ausstände be- tragen 64.304 fl. 293/4 kr.; wenn man etwa hingehen lässt, dass nicht mehr als 20.000 fl. Hütten hereingebracht werden können, so hätten doch nebst den dermals zur Landschaft erlegten Pönalien die durch Aufkündigung der Fondspapiere entgangenen jährlichen Inte- ressen erspart werden sollen mit 800 fl. 3. Preziosen und Silbergerät betragen nach der Schätzung 62.375 fl. 46 kr. 3 hätte das Stift nur das, was ungebraucht und derart eingekerkert liegt, dass kein Tageslicht und kein menschliches Auge darauf füllt, hergenommen, so hätten 50.000 fl. abgezahlt und jährliche Interessen erspart werden können per 2000 fl. 4. Das Stift hat in Kremsmünster 6 eigentümliche Häuser, die keinen Zins tragen und auch nicht zum Betrieb der herrschaftlichen Gefälle nötig sind; sie wurden geschätzt auf 3375 fl., die jährlich 135 fl. Interessen tragenwürden, dazu die Baureparationen, Schornsteinfegerbestellungmit jährlich 180 fl., also jährlicher Entgang 315 fl. Beim Bräuhaus wurde erhoben ein jährlicher

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